Rassistischer Übergriff im Bahnhof Cottbus

Berlin: Ermittlungen nach rassistischem Übergriff / Wachmann an Asylunterkunft bei Nordhausen niedergeschlagen / Feuer in Heim in Kaufbeuren war wohl Brandstiftung / Mutmaßlicher Angriff auf Geflüchteten in Straßenbahn in Halle

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. Ein Wachmann ist an einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Nordhausen (Thüringen) niedergeschlagen worden. Er habe am Montagmorgen gehört, wie eine Scheibe eingeschlagen wurde, teilte die Polizei mit. Als er sich dem Gebäude näherte, sei er von hinten attackiert worden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Tätern um zwei Männer handelt, die wenige Stunde zuvor die Unterkunft in dem ehemaligen Ausflugslokal Obergrasmühle aufgesucht hatten. Sie seien mit einem roten Auto vorgefahren, sollen gehupt und ausländerfeindliche Parolen gerufen haben. Der Wachmann will laut Polizei ein Auto-Kennzeichen aus Osterode am Harz in Niedersachsen erkannt haben. Die Beamten fahndeten nach ihnen - zunächst ohne Ergebnis.

Unbekannte haben eine Landstraße an einer Flüchtlingsunterkunft in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 50 Quadratmetern mit rechten Symbolen beschmiert. Unmittelbar im Bereich des Gebäudes in Weferlingen (Landkreis Börde) wurden unter anderem Hakenkreuze, SS-Runen sowie der Schriftzug »Deutschland den Deutschen« aufgetragen, wie die Polizei in Haldensleben nördlich von Magdeburg am Montag mitteilte. Dabei sei violette Sprühfarbe verwendet worden. Die Tat erfolgte in der Nacht zu Sonntag. Die Schmierereien wurden inzwischen entfernt. Betroffen war laut Polizei eine Fahrbahnfläche von etwa fünf mal zehn Meter.

Nach einem rassistischen Übergriff in der Berliner S-Bahn ermittelt nun die Bundespolizei. Nach der Veröffentlichung eines Handy-Videos durch die Initiative »Hellersdorf hilft« sei Strafanzeige gegen unbekannt gestellt worden, sagte ein Polizeisprecher. Nach Angaben des Vereins wurde das Video am vergangenen Donnerstag in der Linie S5 aufgenommen. Es zeigt, wie ein Flüchtling von einem Fahrgast obszön und rassistisch beschimpft sowie des Diebstahls bezichtigt wird. Nach Angaben der Initiative stammt das Opfer aus Pakistan.

»Dieses Video veranschaulicht auf erschreckende Art und Weise den Alltag, den geflüchtete Menschen derzeit in Berlin und anderswo erleben müssen. Sie werden vorverurteilt, kriminalisiert, beleidigt und angegriffen«, heißt es auf der Seite von »Hellersdorf hilft«. Zugleich bedankt sich die Initiative bei anderen Fahrgästen für ihr couragiertes Einschreiten.

Es soll nun Kontakt zu dem Verein aufgenommen werden, um weitere Informationen zum Ablauf und zum Opfer des Angriffs zu bekommen. Nach dem vorliegenden Material gehe es mindestens um Beleidigung, weitere mögliche Vorwürfe müssten geprüft werden. Zuerst hatte die »Berliner Morgenpost« berichtet.

Das schadenträchtige Feuer in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft im schwäbischen Kaufbeuren (Baynern) ist vermutlich absichtlich gelegt worden. »Wir gehen mutmaßlich von einer Brandstiftung aus«, sagte ein Polizeisprecher am Montag. »Es sind aber noch Untersuchungen nötig, um das definitiv zu bestätigen.« Wann deren Ergebnisse vorliegen, sei noch nicht absehbar.

Bei dem Feuer war am frühen Sonntagmorgen ein Schaden von mehreren Hunderttausend Euro entstanden, verletzt wurde niemand. Der Brand war im Dachstuhl des dreigeschossigen Gebäudes ausgebrochen, das gerade für die Unterbringung von Flüchtlingen vorbereitet wurde.

Die Polizei hatte von Anfang an Hinweise auf Brandstiftung, konnte zunächst aber auch einen technischen Defekt nicht ausschließen.

Ein 19-Jähriger aus Guinea-Bissau ist in einer Straßenbahn in Halle (Sachsen-Anhalt) von einem betrunkenen 37-Jährigen angegriffen worden. Dieser habe den Afrikaner am Sonntag zunächst beleidigt, teilte die Polizei am Montag mit. Der 19-Jährige habe dies aber nicht verstanden - und dann habe der Betrunkene auf ihn eingeschlagen. Das Opfer wehrte sich. Ein anderer Fahrgast, der schlichten wollte, wurde von einem 28-Jährigen daran gehindert. Schließlich schritt die Polizei ein. Der 37-Jährige griff auch die Beamten an. Er wurde festgenommen. Die Polizei geht von einem rassistischen Hintergrund aus.

In Cottbus (Brandenburg) nahm die Bundespolizei am Sonntagabend zwei Männer vorläufig fest, die auf dem Bahnhof mehrere Personen, darunter auch Polizeibeamte, angegriffen hatten. Gegen 19.45 Uhr attackierten und beleidigten vier Männer eine fünfköpfige Personengruppe im Bahnhofstunnel auf dem Bahnhof Cottbus rassistisch. Die fünf in Deutschland und im Libanon geborenen Männer im Alter zwischen 18 und 20 Jahren flüchteten daraufhin und suchten Hilfe bei einer Streife der Bundespolizei.

Als die Beamten eintrafen, flüchteten, zwei der vier Täter. Nicht jedoch abbringen ließen sich zwei 21- und 23-jährige Männer. Sie bedrohten nun auch die Beamten und griffen diese an.

Die beiden aus dem Raum Spremberg stammenden Männer waren alkoholisiert und müssen nun wegen Körperverletzung, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Der 23-Jährige ist bereits wegen früherer Gewaltdelikten polizeilich bekannt.

In Nördlingen (Bayern) haben Unbekannte zwei Häuserfassaden mit schwarzen Hakenkreuzen beschmiert. In der Nacht zum Samstag machten sich die Täter zudem an der Eingangstür einer Flüchtlingsunterkunft zu schaffen. Ebenfalls mit schwarzer Farbe sprühten sie die Forderung »Haut ab« an den Eingang der Unterkunft. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -