Wiener oder Bonner Format?

Roland Etzel zu den Wünschen eines deutschen Außenpolitikers

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf informelle Weise und abseits protokollarischer Zwänge einen Verhandlungsansatz zu Wege zu bringen - das ist die Aufgabe von Diplomatie, gerade im Falle Syriens, nachdem die reguläre Konferenz auf ernüchternde Weise ergebnislos geblieben ist. Nach dem Scheitern des Genfer Formats also Rückkehr zum lockereren »Wiener Format« auf dem Parkett von München. Wer wollte Gastgeber und Altdiplomat Ischinger da widersprechen? Er meint, man müsse alle Hebel in Bewegung setzen, damit Opposition und Regierung in Syrien klar werde, dass sie ihre politischen Ziele nicht militärisch lösen könnten. Dafür bietet er seine diplomatischen Hinterzimmer an.

Es sieht aber so aus, als wolle ihm ausgerechnet »seine« deutsche Außenpolitik da in die Parade fahren. Norbert Röttgen, Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses, ist es offenbar leid, immer nur an der diplomatischen Front werkeln zu dürfen. Deutschland muss endlich raus aus der Zuschauerolle in Nahost, so der Bonner Abgeordnete. Wird er wieder »missverstanden«, wie vor vier Jahren, als ihn danach seine Kanzlerin aus dem Ministeramt prügelte?

Röttgen weiß, dass das das so einfach nicht geht. Also sagt er, was er benötigt für sein »Bonner Format« deutscher Außenpolitik: neue Prioritäten im Bundeshaushalt und - wer es immer noch nicht verstanden hat - mehr Ressourcen im Wehretat. Jetzt ist die spannende Frage, wie Merkel das findet.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.