Atomares Drückebergertum
Grit Gernhardt über horrende Kosten und ungeklärte Finanzierungen
Fonds oder Stiftung? Diese Frage hat die Atomkommission nach einem halben Jahr zäher Verhandlungen mit den Energiekonzernen nun offensichtlich beantwortet: Der Rückbau der deutschen Atomkraftwerke soll über einen Fonds finanziert werden, in den E.on, Vattenfall, EnBW und RWE Milliarden einzahlen müssen. Und zwar mit echtem Geld! Das stellte Jürgen Trittin, seines Zeichens Ex-Bundesumweltminister und einer der drei Vorsitzenden der Kommission, am Montag klar.
Beim üblichen Gebaren der Atomriesen ist diese Klarstellung auch nötig. Gut vorstellbar, dass die Unternehmen sonst wertmäßig unkalkulierbare Aktien, Gebäude oder Grundstücke als Sicherheit für den angepeilten zweistelligen Milliardenbetrag hinterlegen. Denn nichts wäre ihnen lieber, als die Entsorgungskosten des durch jahrelanges Setzen auf das falsche Energiepferd immer noch anfallenden Strahlenmülls auf den Steuerzahler abzuwälzen. Deswegen haben sie bisher keine realen Finanzpolster angelegt, sondern Rückstellungen gebildet - vage Zusicherungen, dass im Falle des Falles die versprochenen 38 Milliarden Euro schon irgendwie aufzutreiben sein werden. Ob die klare Ansage Trittins gegen dieses Drückebergertum helfen wird, ist unklar. Vermutlich haben die Konzerne bereits ein anderes Schlupfloch gefunden und lachen sich heimlich ins Fäustchen.
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