Die Vernunft der Muslime
Ingolf Bossenz über deutsches Staatskirchenrecht und Islam
»Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.« Natürlich kann man Heinrich Heines Ratschlag auch folgen, indem man einer beliebigen anderen Religion huldigt. Beispielsweise dem Islam, der hierzulande schwer im Kommen ist, per Prikas zu Deutschland gehört und von dem sich politische Mandatsträger offenbar nichts sehnlicher wünschen, als dass er endlich auch die Segnungen des deutschen Staatskirchenrechts in Anspruch nimmt. Bei einer Veranstaltung in Berlin appellierte jetzt Volker Beck an die Muslime, die organisatorischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, wie die großen christlichen Kirchen ebenfalls als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt zu werden. Die Hürden dafür seien gar nicht so hoch, ergänzte der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion ermunternd. In der Tat bietet die islamische Massenzuwanderung die Chance, Verfilzung von Staat und Kirchen, von Politik und Religion weiter voranzutreiben. Allerdings meinte dazu der Vorsitzende der Berliner Sehitlik-Moschee, Ender Cetin, Muslime in Deutschland fühlten sich bisher weniger wie eine Körperschaft öffentlichen Rechts, sondern eher »wie ein Verein«. Eine vernünftige Erkenntnis, die man durchaus auch anderen Glaubensgruppen wünscht. Was wohl ein frommer Wunsch bleiben wird.
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