Einsteins Wellen
Leo Fischer über die neuesten astrophysikalischen Untersuchungen
»Wenn sich nichts mit nichts verbindet, ist und bleibt die Summe klein«, singt Rocco in Beethovens »Fidelio«. Traut man neuesten astrophysikalischen Untersuchungen, hat sich der alte Kerkermeister geirrt: Treffen zwei schwarze Löcher aufeinander, so die Erkenntnis, bringt das noch in einer Milliarde Lichtjahre Abstand die Verhältnisse zum Tanzen, beziehungsweise zwei Antennen zum Wackeln - durch die Macht von Gravitationswellen, die sich unaufhaltsam durchs All robben.
Ich muss gestehen, dass mich das extrem beunruhigt. Ein Universum, in welchem solch monströse Kräfte wirken, scheint mir gefährliche Sicherheitslücken zu offenbaren. Noch sind die Auswirkungen von Gravitationswellen nicht hinreichend erforscht. Doch da es sich um Wellen handelt, die noch dazu unsichtbar sind, ist fest davon auszugehen, dass sie Schaden anrichten, sich in unseren Körpern ansammeln und die Entstehung lebensbedrohlicher Krankheiten begünstigen.
Schon der Gravitation selbst ist nicht zu trauen: Setzt man sich ihr ungeschützt aus, zum Beispiel auf einem hohen Felsvorsprung, zermatscht sie einen unbarmherzig. Um wie viel größer die Matschkraft von gleich wellenförmig auftretender Gravitation sich darstellt, darüber schweigen die ach so schlauen Forscher - wieder einmal - Amerika.
Ich halte nichts davon, dass unser Trinkwasser diesen Gravitationswellen ausgesetzt wird, dass unseren Kindern Gerichte vorgesetzt werden, die mit Gravitation bestrahlt wurden. Wenn wir uns das Schicksal der beiden schwarzen Löcher anschauen, dann scheinen Gravitationswellen der Gesundheit nicht besonders förderlich zu sein, jedenfalls nicht, wenn man ein extrem massereiches Objekt ist.
Aber ich lehne Gravitationswellen auch noch aus einem anderen Grund ab: Wie schon die lieben Quanten werden Gravitationswellen in wenigen Jahren die Esoterik- und Alternativmedizinratgeber dominieren - Buchtitel wie »Gravitationswellen in Heilenergie umwandeln«, »Gute Laune aus dem All« und »Vibrationen der Engel« sind bestimmt schon in Planung und werden bereits im Herbst neben Sarrazin und Pirinçci in den sogenannten Sortimentsbuchhandlungen stehen und ihren Teil zu Verblödung und Verblendung leisten. Schon in seiner einfachsten Fassung überfordert das Einsteinsche Weltbild die meisten Bundesbürger. Es ist ein schlechtes Signal, sie gerade jetzt mit der Einführung neuer Fakten zu verwirren. Bei der Bewältigung der uns alle zermalmenden Flüchtlingsspringflut werden uns Gravitationswellen insgesamt also eher schaden als nutzen.
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