Das Ende der Gratistüten ab April
Die kostenlose Plastiktüte wird zum Auslaufmodell
Nach Angaben des Umweltbundesamts gelangen trotz eines guten Abfall- und Recyclingsystems in Deutschland regelmäßig Plastiktüten in die Natur. Vor allem für Meereslebewesen könne dies gefährlich sein, wenn Partikel Mägen verstopfen und Tiere dadurch verhungern. Freigesetzt werden können auch Zusatzstoffe wie Weichmacher.
Was plant der Einzelhandel?
Schritt für Schritt sollen die kostenlosen Plastiktüten aus dem Handel verschwinden. Das sieht eine geplante freiwillige Vereinbarung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und des Bundesumweltministeriums vor, der sich zahlreiche Handelsunternehmen anschließen wollen. Ausgenommen sind extrem dünne Plastiktüten, wie sie etwa für Obst, Gemüse oder Wurstwaren benutzt werden.
Was folgt für Verbraucher?
Die kostenlose Plastiktüte an der Kasse wird zum Auslaufmodell. Bereits beim Inkrafttreten der Vereinbarung am 1. April 2016 werden laut HDE rund 60 Prozent der Tüten im Handel nur noch gegen ein Entgelt abgegeben werden. Nach den Supermärkten lassen sich inzwischen auch Elektronikketten, Warenhäuser und Textildiscounter immer häufiger die Kunststofftüten bezahlen oder planen diesen Schritt in nächster Zeit. Innerhalb von zwei Jahren sollen laut HDE sogar mindestens 80 Prozent der Plastiktüten kostenpflichtig sein.
Muss ich also künftig beim Kauf eines teuren Mantels auch noch Geld für eine Tüte drauflegen?
Wohl nicht in allen Fällen. Vielen Bekleidungshändlern ist bewusst, dass solch ein Schritt bei etlichen Verbrauchern Kopfschütteln auslösen würde. Sie haben längst einen Ausweg gefunden. Viele Textilhändler haben inzwischen auf Papiertüten umgestellt. Die oft aufwendig lackierten Tüten fallen nicht unter die Plastiktütenregelung. Dabei weisen Umweltschützer darauf hin, dass die Papiertüten nicht automatisch ökologisch vorteilhafter sind als eine Kunststofftüte und oft sogar eine viel schlechtere Energiebilanz aufweisen.
Was kosten die Plastiktüten künftig?
Das entscheidet jedes Geschäft selbst. Denn einheitliche Vorgaben durch den HDE würden gegen das Kartellrecht verstoßen. Der Warenhauskonzern Karstadt etwa will für Einwegtragetaschen bereits ab 1. März 2016 eine größenabhängige Gebühr von 5, 10, 20 oder 30 Cent erheben.
Was ist der Grund für die plötzliche Aktivität?
Auslöser ist eine EU-Richtlinie von 2015. Sie sieht vor, dass der Verbrauch der als umweltschädlich geltenden Plastiktüten in der EU bis Ende 2025 von derzeit bis zu 200 Stück pro Kopf auf unter 40 sinken soll. Deutschland ist hier allerdings mit einem Verbrauch von 71 Tüten pro Kopf schon heute ein ganzes Stück weiter als der EU-Durchschnitt. Noch vorbildlicher sind allerdings die Iren und Luxemburger, die pro Jahr mit nur 20 Plastiktüten pro Kopf auskommen.
Was ist das generelle Problem mit Plastiktüten?
Plastiktüten stehen deswegen in der Kritik, weil sie sich in der Natur praktisch nicht zersetzen. Kleinteile der Plastiktüten werden von Seetieren wie Fischen oder von Vögeln gefressen. dpa/nd
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