Beschäftigte zweiter Klasse
Simon Poelchau über die gestiegene Zahl der Leiharbeiter
Die Wirtschaft brummt derzeit, wie es so schön heißt. Monatlich kann die Bundesagentur für Arbeit einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen vermelden. Der Arbeitsmarkt scheint leergefegt zu sein. Müsste nicht eigentlich alles paletti sein für die Erwerbstätigen hierzulande?
Leider nein. Denn die Zahl der Leiharbeiter stieg auch 2015 weiter an, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Demnach gibt es fast eine Million Angestellte, die von ihren Chefs weitervermietet werden. Dies sind eine Million Beschäftigte zweiter Klasse, die im Betrieb nicht regulär beschäftigt sind, im Schnitt nur 57 Prozent des mittleren Einkommens bekommen, weniger Rechte haben und schneller wieder gefeuert werden können. Die rechtlichen Rahmbedingungen dieser Misere wurden im Zuge der Agenda 2010 unter Rot-Grün gelegt. Der Arbeitsmarkt sollte »flexibilisiert«, das heißt, die Prekarisierung für einen großen Teil der Beschäftigten voran getrieben werden.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will nun zumindest einen Teil des Unheils beheben. Doch die CSU blockiert ihr Vorhaben. Die Unternehmen freut es. Denn wer nur Beschäftigter zweiter Klasse ist, bekommt nicht nur weniger Geld und hat weniger Rechte. Er wird diese auch seltener einfordern - aus Angst, seinen schlechten Job zu verlieren.
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