Betonrissköpfe

Tom Strohschneider über die atomstrompolitische Unvernunft

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann - ein Spruch, der seit Jahrzehnten auch von nuklearpolitischer Unvernunft dementiert wird. Nicht Harrisburg, nicht Tschernobyl und auch nicht Fukushima haben die Atomlobby und ihre Helfershelfer vom Kurs des leicht und gefährlich verdienten Geldes abbringen können: Betonköpfe, die rissige Schrott-Akw betreiben.

Aber Stopp: Gibt es nicht den Atomausstieg in Deutschland? Richtig, und man wird Angela Merkel vieles vorwerfen können, nicht aber diese Entscheidung. Nur zeigt sich am Beispiel auch trefflich: Ein Atomausstieg in einem oder ein paar Ländern kann nicht überzeugen. Wenn gleich hinter der Grenze französische und belgische Gefahren lauern; wenn in Osteuropa weiter auf die anachronistische Technologie gesetzt wird; wenn die EU-Kommission immer noch ein strahlendes Geschäftsmodell hätschelt, dessen Müll, Risiken und jahrzehntelange Subventionierung die Öffentlichkeit Abermilliarden kosten.

Der E.on-Chef, der wegen des Atomausstiegs gegen die »Enteignung« seines Konzerns klagt, erwartet in Karlsruhe »Gerechtigkeit«. Das ist etwas, das Steuerzahler, Anwohner von Atommüll-lagern und Opfer von Unfällen in der Logik derer, die Eigentumsschutz nur als Profitförderung verstehen, nicht beanspruchen sollen. Gerecht wäre es, mit dem Atomstrom sofort Schluss zu machen: überall. Dafür ist es zwar immer schon zu spät, wie Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima bewiesen haben. Aber es wäre vernünftig. Und möglich. Auch, weil der Kopf rund ist ...

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.