Chance für Syrien

Klaus Joachim Herrmann über den russischen Teilrückzug

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Politisch geschickt weiß sich Putin, rechtzeitig von dem Konflikt wieder etwas zu entfernen. Von dem weiß niemand, wen er noch in seinen Strudel zieht und wie lange er dauert.

Bis zum Abflug des ersten russischen Kampfjets aus Syrien vergingen nur wenige Stunden. Mit dem Teilrückzug demonstriert Oberbefehlshaber Putin rasches, entschlossenes und eigenständiges russisches Handeln. Ebenso hatte der Kreml in Syrien vor sechs Monaten militärisch eingegriffen.

Die Aufgaben der Streitkräfte im Kampf gegen den Terrorismus seien weitgehend erfüllt, erklärt Russlands Präsident schnörkellos und gewollt bescheiden. Dabei ist nicht nur die Lage in dem seit fünf Jahren andauernden blutigen und zerstörerischen Konflikt gründlich verändert. In einem Gewirr grundsätzlich widerstreitender und einander ausschließender Interessen von Mächten und Gruppierungen behauptet Russland die eigenen.

In einem noch auf lange Zeit umstrittenen strategischen Raum beweist der Kreml Präsenz und Schlagkraft - dem Rivalen USA, dem Westen insgesamt, der eigenen Bevölkerung und zum Wohle eines traditionellen Verbündeten. Politisch geschickt weiß sich Putin auch rechtzeitig von dem Konflikt wieder etwas zu entfernen. Von dem weiß niemand, wen er noch in seinen Strudel zieht und wie lange er dauert.

Doch der Kreml sendet ein Zeichen des Friedens, das sich nicht missachten lässt. Die erste Waffenruhe wurde unter Vermittlung Moskaus und Washingtons erreicht, der Abzug demonstrativ auf den Beginn einer Runde der Genfer Friedensgespräche gelegt. Die Botschaft: eine politische Chance für Syrien.

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