NPD zieht gegen Ramelow vor Gericht
Ministerpräsident pocht auf Meinungsfreiheit
Weimar. Thüringens Verfassungsgericht verhandelt im April über eine Klage der NPD gegen Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (LINKE). Die Nazipartei werfe Ramelow vor, eine Art Boykottaufruf gegen ihre Vertreter in den Thüringer Kommunalparlamenten abgegeben zu haben, teilte das Verfassungsgericht am Montag in Weimar mit. Zudem sehe die NPD ihre Kommunalabgeordneten durch Ramelow pauschal abgewertet. Sie wolle mit ihrer Organklage prüfen lassen, ob der Ministerpräsident mit seinen Äußerungen das Grundrecht auf Chancengleichheit verletzt habe. Die mündliche Verhandlung ist laut Verfassungsgericht für den 6. April in Weimar angesetzt.
Hintergrund sind nach Angaben des Gerichts Äußerungen von Ramelow im Juni 2015 im MDR. Anlass war ein knapp gescheiterter Abwahlantrag der NPD im Eisenacher Stadtrat gegen die von der Linkspartei gestellte Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Für den Antrag hatten laut Verfassungsgericht 16 Mitglieder des Stadtrats votiert, obwohl die NPD nur drei Stimmen habe. Kläger ist der NPD-Landesverband. In dem Interview hatte Ramelow laut Gericht gesagt, er appelliere an alle demokratischen Parteien, »dass es wirklich keine Gemeinsamkeiten auf der Basis von NPD-Anträgen geben darf ... Die Nazis werden damit aufgewertet.«
Nach Angaben des Gerichts hält der Ministerpräsident das Verfahren für unzulässig, weil die NPD nicht im Landtag vertreten sei. Zudem habe er erklärt, dass er das Interview nicht in seiner zur Neutralität verpflichteten Rolle als Ministerpräsident, sondern in seiner Eigenschaft als Parteipolitiker gegeben habe. Seine Äußerungen hält Ramelow durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Nach der Verhandlung will der Verfassungsgerichtshof entscheiden, wann ein Urteil in dem Rechtsstreit fällt. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.