Brüssel: Zweiter Selbstmordattentäter offenbar identifiziert
Sondertreffen der EU-Innenminister am Donnerstag / Rechtsradikale schleudern Brandsatz auf Moschee in Madrid / Terrorverdächtiger Laachraoui noch auf der Flucht / Fußball-Länderspiel Belgien gegen Portugal verschoben
Update 19:25: Laachraoui als zweiter Flughafen-Selbstmordattentäter identifiziert
Bei dem zweiten Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen handelt es sich um den im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen gesuchten Najim Laachraoui. Das verlautete am Mittwoch aus Polizeikreisen in Brüssel. Der andere Selbstmordattentäter vom Flughafen war nach Behördenangaben Ibrahim El Bakraoui, dessen Bruder sich wiederum in der Brüsseler U-Bahn in die Luft sprengte, nach einem weiteren Mann wurde noch gesucht.
Update 16.45 Uhr: Sondertreffen der EU-Innenminister nach Brüsseler Anschlägen am Donnerstag
Nach den Anschlägen von Brüsseler kommen die EU-Innen- und Justizminister am Donnerstag zu einem Sondertreffen zusammen. Die Minister der 28 Mitgliedstaaten würden am Nachmittag (16.00 Uhr) in der belgischen Hauptstadt zusammenkommen, teilte die niederländische EU-Ratspräsidentschaft am Mittwoch mit. Bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Europa-Viertel wurden mehr als 30 Menschen getötet und rund 270 weitere verletzt.
Update 15.30 Uhr: »Deutung des Islam nicht den Terroristen überlassen«
Die Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland hat Muslime dazu aufgerufen, gewaltbereite Personen, die sich als Muslime bezeichneten, zu isolieren. »Als Muslime fühlen wir uns verpflichtet, die Deutungshoheit über den Islam nicht Terroristen zu überlassen«, erklärte der Vorsitzende der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, Abdullah Wagishauser, am Mittwoch in Frankfurt am Main mit Blick auf die Terroranschläge in Brüssel. Als »friedliebende Muslime« seien sie ganz besonders davon betroffen, »dass Menschen im Namen Gottes morden und im Namen des Islam ihre feigen und perversen egoistischen Ziele verfolgen«.
Update 14.30 Uhr: Länderspiel von Belgien nach Portugal verlegt
Das für kommenden Dienstag angesetzte Fußball-Länderspiel zwischen Belgien und Portugal ist nach Leiria verlegt worden. Das gab der belgische Verband am Mittwoch bekannt, nachdem die Partie aus Sicherheitsgründen zunächst abgesagt wurde. Portugal bot allerdings an, die Partie austragen zu können. Am Nachmittag stimmte der belgische Verband dieser Lösung zu, die Partie wird am 29. März um 20.45 Uhr angepfiffen.
Update 13.45 Uhr: Rechtsradikale schleudern Brandsätze auf Moschee in Madrid
Als Reaktion auf die Anschläge von Brüssel haben Rechtsradikale in Madrid Brandsätze gegen die größte Moschee in der spanischen Hauptstadt geworfen. Zu der Aktion hatte eine Gruppe aus der rechtsextremen Szene aufgerufen. Wie die Sicherheitskräfte am Mittwoch mitteilten, leitete die Polizei Ermittlungen ein. Anhand der Aufnahmen von Sicherheitskameras solle die Identität der Täter festgestellt werden. Nennenswerte Schäden am Gebäude der Moschee wurden nicht gemeldet. Das Islamische Kulturzentrum in Madrid verurteilte den Angriff auf die Moschee.
Update 13.20 Uhr: Staatsanwalt teilt mit: Brüsseler Metro-Attentäter war Khalid El Bakraoui
Bei dem Attentäter in der Brüsseler Metro handelt es sich um Khalid El Bakraoui. Er ist der Bruder des mutmaßlichen Selbstmordattentäters vom Flughafen, Ibrahim El Bakraoui, sagte Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw am Mittwoch in Brüssel.
Der Staatsanwalt erläuterte, Ermittler hätten einen Computer mit dem Testament von Ibrahim El Bakraoui sichergestellt. Der Rechner sei in einem Müllbehälter in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek gefunden worden. In Schaerbeek hatte es am Dienstagabend Razzien nach den Anschlägen gegeben.
In Schaerbeek haben die Ermittler auch eine Art Bombenfabrik gefunden. Van Leeuw sagte, es seien unter anderem 15 Kilogramm hochexplosives Azetonperoxid (TATP), ein Koffer mit Nägeln und Schrauben, sowie weiteres Material für den Bombenbau sichergestellt worden.
Update 12.45 Uhr: Terrorverdächtiger Laachraoui offenbar doch nicht gefasst
Der Terrorverdächtige Najim Laachraoui ist offensichtlich doch nicht gefasst. Die belgische Zeitung »La Dernière Heure« berichtete am Mittwoch, im Gegensatz zu früheren Informationen des Blattes sei Laachraoui doch nicht festgenommen worden. Zuvor hatten mehrere andere Medien bezweifelt, dass ein im Stadtteil Anderlecht festgenommener Mann der mutmaßliche Dschihadist Laachraoui sei. Der 24-Jährige wird mit den Attentaten von Paris im November 2015 in Verbindung gebracht und könnte auch an den Anschlägen vom Dienstag in Brüssel beteiligt gewesen sein. Die belgische Polizei hatte ihn am Montag - einen Tag vor den tödlichen Attentaten auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel - öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben.
Update 12.25 Uhr: Fußball-Länderspiel Belgien gegen Portugal abgesagt
Nach den Terroranschlägen von Brüssel ist das für Dienstag geplante Fußball-Länderspiel zwischen Belgien und Portugal abgesagt worden. Die Stadt Brüssel habe aus Sicherheitsgründen und als Vorsichtsmaßnahme darum gebeten, teilte der belgische Verband am Mittwoch mit.
Update 11.20 Uhr: Terrorverdächtiger offenbar in Brüssel festgenommen
Die Polizei hat nach übereinstimmenden Angaben belgischer Medien einen Verdächtigen im Zusammenhang mit den Attentaten in Brüssel und Paris festgenommen. Nach offiziell nicht bestätigten Informationen der Zeitung »La Dernière Heure« und des Senders BelRTL handelt es sich bei dem Festgenommenen möglicherweise um den mutmaßlichen Dschihadisten Najim Laachraoui.
Update 9.20 Uhr: Weiter Kontrollen in Rheinland-Pfalz
Nach den Terroranschlägen in Brüssel ist die Polizei in der Grenzregion zwischen Belgien, Luxemburg und Rheinland-Pfalz weiter verstärkt im Einsatz. »Die Maßnahmen dauern an«, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Mainz am Mittwochmorgen. Gegen Abend würden dazu neue Informationen auch aus Belgien erwartet, dann werde entschieden, ob der Einsatz am Donnerstag weitergehe. Am Dienstag hatte Innenminister Roger Lewentz (SPD) berichtet, dass die rheinland-pfälzischen Sicherheitskräfte in Bereitschaft versetzt worden seien. Der Einsatz an der Grenze sei Teil von bundesweit abgestimmten Maßnahmen.
Derweil ist der Zugverkehr aus den Niederlanden nach Belgien wieder aufgenommen worden. Der erste internationale Zug, der Thalys, fuhr um 7 Uhr aus Amsterdam ab, teilte ein Sprecher der niederländischen Bahn am Mittwoch mit. Alle weiteren internationalen Züge würden planmäßig fahren. Sie würden allerdings nicht am Brüsseler Flughafen Zaventem halten. Auf den niederländischen Bahnhöfen, an denen die internationalen Züge halten, wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Schwerbewaffnete Polizei wurde eingesetzt.
Update 9.05 Uhr: Gesuchter aus Brüssel könnte Drahtzieher von Paris sein
Der flüchtige Terrorverdächtige vom Brüsseler Flughafen könnte nach belgischen Medienangaben einer der Drahtzieher der Attentate in Paris mit 130 Toten vom 13. November sein. Bei dem gesuchten Verdächtigen, den eine Überwachungskamera am Brüsseler Flughafen aufnahm, könnte es sich nach Angaben des Radiosenders RTBF um den 24 Jahre alten Dschihadisten Najim Laachraoui handeln, wie die Nachrichtenagentur Belga am Mittwoch meldete.
Brüsseler Anschläge: Spur nach Schaerbeek
Berlin. Nach den Anschlägen in der Hauptstadt Brüssel mit mindestens 34 Toten und etwa 230 Verletzten sind die Brüder Khalid und Ibrahim El Bakraoui als die Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen identifiziert worden. Das berichtete der belgische Sender RTBF am Mittwoch.
Derweil bleibt der Brüsseler Flughafen am Mittwoch geschlossen. Die Ermittler untersuchten weiter den abgesperrten Tatort, teilte die Betreibergesellschaft mit. Deshalb habe man die Schäden in der Abflughalle noch nicht abschätzen können. Am Mittwoch solle festgestellt werden, wann der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden könne.
Unterdessen ist der Bahnverkehr in Belgien wieder angerollt. Reisende müssten mit verstärkten Kontrollen rechnen, teilte die Bahngesellschaft SNCB-NMBS am Mittwoch mit. Nur der Bahnhof Brüssel-Schumann mitten im Europaviertel, die Station am Flughafen und einige kleinere Brüsseler Bahnhöfe blieben geschlossen.
Größere Einschränkungen gab es nach wie vor beim öffentlichen Nahverkehr in der EU-Hauptstadt. Die Brüsseler U-Bahnen verkehrten nach Angaben der Betreibergesellschaft STIB-MIVB nur eingeschränkt, auf einigen Linien gar nicht. Unter anderem wird die Station Maelbeek, wo am Dienstagmorgen ein Sprengsatz in einem Metrozug explodierte, bis auf weiteres nicht angefahren.
Die Polizei fahndet derzeit fieberhaft nach einem flüchtigen Terrorverdächtigen und möglichen Hintermännern. Spezialeinheiten durchsuchten bis zum frühen Mittwochmorgen Gebäude in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden in einer Wohnung eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat sowie ein Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen gefunden. Der IS hat sich zu den Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahn-Station bekannt.
Auf die Spur nach Schaerbeek führte die Ermittler einem Medienbericht zufolge ein Taxifahrer. Der Mann habe dort drei Männer von einer Wohnung abgeholt und zum Flughafen gefahren, berichtete der Sender VRT. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Gepäck helfen lassen wollten. Die Polizei veröffentlichte ein Bild einer Flughafen-Überwachungskamera, das drei Männer zeigt. Zwei von ihnen sprengten sich nach Angaben von Innenminister Jan Jambon als Selbstmordattentäter in die Luft. Die Bombe des dritten Mannes explodierte jedoch nicht. Nach ihm werde gefahndet, sagte Jambon dem US-Sender CNN. Örtlichen Behörden zufolge zeigen Bilder der Videoüberwachung auch, wie einer der Verdächtigen einen Gepäckwagen in der Ankunftshalle plötzlich stehen lässt und wegläuft. Das Trio hatte sich demnach kurz nach seiner Ankunft am Flughafen getrennt und in der Abflughalle verteilt. Unklar blieb, ob der Anschlag in der U-Bahn-Station Maelbeek ebenfalls ein Selbstmordattentat war oder ob eine Bombe explodierte.
Eine eindeutige Verbindung zu den Terroranschlägen vom 13. November in der französischen Hauptstadt konnten die belgischen Ermittler zunächst nicht herstellen, wie Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw erklärte. Erst am Freitag war in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek Salah Abdeslam festgenommen worden. Dieser soll an der Pariser Anschlagsserie mit 130 Toten maßgeblich beteiligt gewesen sein.
In Gedenken an die Opfer rief die Regierung eine dreitägige Staatstrauer aus. In der Brüsseler Innenstadt legten Menschen am Abend Blumen nieder und stellten Kerzen auf. Die Brüsseler Regionalregierung rief zu einer Schweigeminute am Mittwochmittag auf. Aus Solidarität mit den Opfern wurden zudem am Abend Wahrzeichen europäischer Hauptstädte in den Nationalfarben Belgiens angeleuchtet, darunter das Brandenburger Tor in Berlin und der Pariser Eiffelturm.
Wie die niederländische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, könnte es bereits an diesem Donnerstag ein Sondertreffen der für Innere Sicherheit zuständigen EU-Minister geben. Belgien habe um ein Treffen gebeten, erklärte der für Sicherheit und Justiz zuständige niederländische Minister Ard van der Steur. Ein ähnliches Treffen hatte es nach den Anschlägen von Paris vom November gegeben. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.