Nach Rekordplus geht es nicht so weiter
Rentenerhöhung ab 1. Juli 2016
Das Plus fällt höher aus, als noch im Vorfeld prognostiziert. Im vorigen Jahr waren es 2,5 Prozent (Ost) und 2,1 Prozent (West) mehr.
Wie groß sind noch die Ost-West-Unterschiede?
Sie sind nach wie vor groß. Der Rentenwert im Osten steigt mit der jetzigen Erhöhung von bislang 92,6 Prozent auf 94,1 Prozent des Wertes im Westen. Anders ausgedrückt: Der Rentenwert Ost beträgt nunmehr 28,66 Euro (zuvor 27,05 Euro). Der Rentenwert West steigt von 29,21 Euro auf 30,45 Euro.
Woher rührt das Rekordplus?
Die Steigerung rührt von der Entwicklung der Bruttolöhne in Deutschland her - getrennt errechnet für West (3,78 Prozent) und Ost (5,48 Prozent). Zudem gibt es einen statistischen Sondereffekt, der 2016 einmalig zu Buche schlägt. 2015 wurde das Niveau der Durchschnittslöhne aufgrund von EU-Vorgaben niedriger ausgewiesen, weshalb die Rentenerhöhung im Juli 2015 um rund einen Prozentpunkt niedriger ausgefallen war.
Wie geht es mit den Rentenerhöhungen weiter?
Die Renten sollen auch künftig weiter steigen, aber nach jetzigen Berechnungen bis 2029 im Schnitt nur um rund zwei Prozent pro Jahr. Von den Löhnen koppeln sich die Renten dabei immer mehr ab. Faktoren wie die Nachhaltigkeitsrücklage dämpfen das Rentenplus.
Wie entwickelt sich die Rente im Verhältnis zu den Löhnen?
Das wird mit dem Rentenniveau angegeben. Heute liegt es noch bei 48 Prozent. Unter 43 Prozent soll es bis 2030 nicht fallen. Bis 2029 sind knapp 45 Prozent vorhergesagt. Trotzdem dürften die Rentenreserven dahinschmelzen. Nach 2020 soll der bisher gültige Beitragssatz von 18,7 Prozent steigen.
Wie groß ist das Dauerproblem der Altersarmut?
Nach einer Umfrage meinte nur jeder Dritte, von der gesetzlichen Rente künftig gut leben zu können. Besonders starke Zweifel haben Befragte zwischen 18 und 34 Jahren. Im Jahr 2003 waren 258 000 Menschen im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen. 2014 stieg diese Zahl bereits auf 512 000. Sozialverbände warnen wegen des sinkenden Rentenniveaus und vermehrt auftretender gebrochener Erwerbsbiografien vor allem bei Frauen vor wachsender Altersarmut der Älteren.
Was plant die Regierung?
Sie strebt eine Aufstockung kleiner Renten an, und zwar ab einer Rentenschwelle von heute 876 Euro im Westen und 812 Euro im Osten. Doch darüber gibt es heftigen Koalitionsstreit.
Was ist mit der Steuerbelastung für Rentner?
Seit 2005 werden Renten ähnlich wie Pensionen nachgelagert besteuert. Der steuerpflichtige Teil der Rente steigt schrittweise bis auf 100 Prozent im Jahr 2040. Im Jahr 2016 sind es 72 Prozent, also nur 28 Prozent der ersten vollen Bruttojahresrente sind steuerfrei. 2016 beträgt der steuerliche Grundfreibetrag 8652 Euro.
Noch ein Wort zu den Betriebsrenten, die sinken ...
Ja, die Niedrigzinsen zwingen die Unternehmen, immer mehr Geld für die Pensionsverbindlichkeiten zurückzulegen. Viele Unternehmen machen daher keine festen Pensionsversprechen mehr, sondern sagen lediglich zu, einen bestimmten Betrag pro Monat in Vorsorgekassen einzuzahlen. Das Zinsrisiko tragen somit die künftigen Pensionäre. joh/Agenturen
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.