Dreckige Kohlegeschäfte

Neue Vorwürfe gegen RWE und Deutsche Bank

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
Gesprengte Berge, vergiftete Flüsse. Laut Recherchen der Organisation Urgewald unterstützen RWE und die Deutsche Bank eine umstrittene Praxis des Kohleabbaus in den USA.

Die Abbaumethode heißt »Mountaintop Removal«, kurz MTR und sie ist äußerst brutal. In den Appalachen, einem Gebirge im Osten der USA wird auf diese Weise seit einigen Jahren Kohle abgebaut. Ganze Bergspitzen werden weggesprengt, der mit Chemikalien wie Quecksilber und Arsen belastete Abraum in die umliegenden Täler gekippt. Zurück bleiben triste Mondlandschaften, kontaminierte Flüsse und kranke Menschen. Es gibt Fehlbildungen bei Säuglingen, das Risiko von Organschäden, Herzinfarkt und Krebs liegt deutlich höher als im Rest des Landes.

Umweltschützer und Anwohner leisten seit Jahren Widerstand, auch, indem sie die Geldgeber öffentlich machen und deren Verantwortung auf Hauptversammlungen thematisieren. So steht die Deutsche Bank immer wieder in der Kritik, denn das Bankhaus ist einer der wichtigsten Finanziers von Blackhawk Mining. Das Unternehmen ist inzwischen zur Nummer eins im Geschäft mit MTR aufgestiegen. Möglich gemacht hat das laut Recherchen von Urgewald und dem Rainforest Action Network auch die Deutsche Bank. Zwischen 2012 bis 2015 gab sie mehrfach Kredite an die Firma, zuletzt im Oktober 2015. Auch damit ging das ehemalige Familienunternehmen auf Einkaufstour und kaufte mehrere Unternehmen, die mit der umstrittenen Abbaumethode arbeiten. 2015 war Blackhawk laut Daten der US-Minen-Aufsichtsbehörde und nach Informationen des Rainforest Action Network der größte Gipfelbergbauer der USA, mutmaßlich gar der gesamten Welt.

Die Deutsche Bank aber behauptet auf ihrer Website, sie finanziere MTR nicht direkt und sei nicht unmittelbar in die Abbaumethode involviert. Für Sebastian Rötters, Urgewald-Kohleexperte sind diese Geschäfte »skrupellos« und »ein Schlag ins Gesicht für all die Betroffenen, deren Luft und Wasser täglich durch diese Abbaumethode vergiftet werden«.

Nun habe die Bank erstmals auf die jahrelange Kritik reagiert. In ihrem neuen Bericht »Unternehmerische Verantwortung« schreibt sie, sie ziehe sich »schrittweise aus der Vergabe von Krediten an und der Ausgabe von Anleihen und Aktien für Bergbauunternehmen zurück, sofern diese wesentlich zur Kohleproduktion durch MTR-Verfahren in den USA beitragen.« Sebastian Rötters ist das zu vage: »Diese Formulierung zeigt, dass es die Deutsche Bank immer noch nicht ernst meint mit einem Ausschluss dieser verheerenden Abbaumethode.«

Und nicht nur die Deutsche Bank steht in der Kritik. Vor drei Jahren hatte der US-Aktivist Paul Corbit Brown dem deutschen Energiekonzern RWE im »nd« vorgeworfen, Kohle aus den Appalachen einzukaufen. Jetzt zeigen Recherchen, dass der Energieriese, der hierzulande in der Kritik steht, weil er die Energiewende verschlafen hat, direkt an MTR beteiligt ist. Die RWE-Tochter »RWE Trading Americas« war 2012 noch mit 25 Prozent an Blackhawk Mining beteiligt, inzwischen sind es noch zehn Prozent.

»Noch auf der vergangenen Aktionärsversammlung behauptete Konzernchef Terium auf unsere Nachfrage, RWE habe in der Regel keine direkten Lieferbeziehungen zu MTR-Minen«, kritisiert Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald. »Der angebliche grüne Umbau von RWE wirkt auch vor diesem Hintergrund vollkommen unglaubwürdig.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -