Geflüchtete wehren sich gegen »Deportationen«

Flüchtlinge in Griechenland protestieren gegen die geplanten Abschiebungen in die Türkei / Hunderte Menschen harren im Hafen von Chios aus / Großaufgebot der Polizei soll Ausweisungen überwachen

  • Lesedauer: 2 Min.

Hunderte aus einem Aufnahmelager geflohene Flüchtlinge harren im Hafen der Hauptstadt der griechischen Insel Chios aus. Mehr als 500 Menschen, darunter viele Kinder, hätten dort unter freiem Himmel übernachtet, sagte eine Inselbewohnerin am Samstagmorgen dem griechischen Fernsehsender Skai. Die Menschen hoffen, mit einer Fähre die Insel verlassen zu können. Doch Fähren liefen den Hafen nicht mehr an - sie wurden zum Inselort Mesta umgeleitet, damit die Menschen nicht auf die Schiffe stürmen. Dies berichtete der Radiosender Athina 984 am Morgen.

Die Menschen waren am Freitag aus dem sogenannten »Hotspot« von Chios entkommen und Richtung Hafen marschiert. In den griechischen »Hotspots« werden Flüchtlinge seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei festgehalten, um in die Türkei abgeschoben werden zu können. Die von den Abschiebungen bedrohten Menschen protestierten gegen die auch unter Menschrechtsaktivisten massiv umstrittene Maßnahme. Sie nannten die Rückführungen »Deportationen«. Die Asylsuchenden fordern, dass sie zum Festland gebracht und nicht in die Türkei ausgewiesen werden.

Unterdessen kamen Hunderte weiterer Geflüchteter aus der Türkei in Griechenland an. 566 Asylsuchende hätten in den vergangenen 24 Stunden auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt, wie der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Samstag mitteilte. Demnach waren außerdem am Freitag 339 und am Donnerstag 377 Menschen angekommen.

Nach Schätzungen des Krisenstabes sind bis Samstag mehr als 52.000 Flüchtlinge und andere Migranten in Griechenland gestrandet, nachdem die Balkanländer ihre Grenzen für Menschen ohne gültige Pässe und Visa geschlossen haben.

Am 4. April sollen die ersten illegal eingereisten Flüchtlinge und Migranten, die keinen Asylanspruch haben, von den griechischen Inseln Lesbos und Chios in die Türkei zurückgebracht werden. Grundlage dafür ist ein Flüchtlingspakt, den die EU mit der Türkei geschlossen hat. Zwei Tage vor Beginn der geplanten Rückführungen sind am Samstag erste Details bekannt geworden. Demnach sieht der Plan der griechischen Küstenwache und der europäischen Grenzschutzagentur Frontex vor, dass von Montag bis einschließlich Mittwoch insgesamt rund 750 Asylsuchende an Bord von zwei türkischen Schiffen aus dem griechischen Mitilini, dem Hauptort von Lesbos, in den türkischen Hafen von Dikili gebracht werden. Dies berichtete die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach sind auch drakonische Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen: Ein Polizist soll jeweils einen Menschen begleiten, der ausgewiesen wird. Agenturen/nd

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