Sieg unter merkwürdigen Umständen

Die Berlin Volleys gewinnen nach einem glatten 3:0 bei Gazprom-Ugra Surgut in Russland ihre erste internationale Trophäe: den CEV-Pokal

  • Karsten Doneck und Jens Mende
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Berlin Volleys sind Europacup-Sieger. Kapitän Robert Kromm und Co. haben im sibirischen Surgut souverän das Finale um den CEV-Pokal gewonnen.

Eine kleine Spontanparty hatten sich Robert Kromm und seine Sieger-Kollegen vor der Rückkehr aus Sibirien nicht nehmen lassen. Schließlich schrieben die Berlin Volleys mit dem ersten Vereinstriumph auf internationaler Bühne gegen die russischen Riesen von ZSK Gazprom-Ugra Surgut Geschichte: Erstmals gewann ein deutsches Männerteam den CEV-Pokal, die zweitwichtigste europäische Trophäe. »Wir haben gut gefeiert, auch Wodka war dabei«, verriet am Sonntag Tomas Kmet, der beim 3:0-Rückspielsieg im Finale kurz nach seiner Einwechslung den letzten Block gesetzt hatte.

»Wir werden jetzt im europäischen Volleyball bestimmt ganz anders wahrgenommen«, jubelte Manager Kaweh Niroomand, der wegen eines Infekts den bisher größten Triumph seines Klubs nicht live miterleben konnte. Mehr als 100 Fans der Berlin Recycling Volleys bereiteten den Europacupsiegern auf dem Flughafen Schönefeld einen stimmungsvollen Empfang. »Das ist fantastisch«, schwärmte Berlins Coach Roberto Serniotti.

Mittelblocker Felix Fischer genoss nach über einstündiger Wartezeit auf das Gepäck als erster Sieger mit dem Pott das Jubelbad in der orangefarbenen Menge. »Nach dem dritten Platz im Vorjahr in der Champions League nun der CEV-Pokal. Das ist natürlich super«, sagte Angreifer Robert Kromm. »Wir sind aber noch nicht am Ende«, betonte Serniotti, der gleich in seinem ersten Jahr in Berlin drei Titel holen kann. »Das Triple ist natürlich das Ziel«, bemerkte Kromm. Nach nationalem Pokal und Europacupsieg will Berlin ab Mittwoch auch in den Bundesliga-Playoffs bis auf Platz eins stürmen.

Über die merkwürdigen Umstände des unerwartet klaren CEV-Triumphes in nur 76 Minuten wollten Spieler und Verantwortlichen keine großen Worte verlieren. Überraschend waren die Gastgeber anders als beim 2:3 der Russen beim Hinspiel in Berlin ohne ihre Stars Konstantin Bakun, Aleksa Brdjovic und Nikolai Apalikow angetreten, was die Gerüchteküche schürte. »Das kam für uns überraschend«, meinte Serniotti zu den offiziell verletzten Topspielern des Kontrahenten. Russlands Volleyball-Nationalspieler Alexander Markin von Dynamo Moskau war Meldonium-Doping nachgewiesen worden, dennoch spielte er die erfolgreiche Olympia-qualifikation der »Sbornaja« zu Jahresbeginn in Berlin. Beim CEV-Cup-Finale hatte der europäische Verband CEV Dopingkontrollen angekündigt.

»Wir haben gewonnen, alles andere interessiert mich nicht«, sagte Manager Kaweh Niroomand. Vor 3000 Fans im 3600 Kilometer entfernten Surgut - darunter genau zwei aus Berlin - lieferten die Gäste ein perfektes Spiel ab. »Die deutsche Meisterschaft - die ist die Königskrone«, unterstrich Niroomand. Denn auf internationaler Bühne ist für die Volleyballer anders als für ihre Fußballkollegen viel Ruhm und wenig Geld zu holen. »Du wirst Europacupsieger und musst noch Geld mitbringen«, sagte Niroomand: »Aber das muss man so akzeptieren.« dpa/nd

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