Eintracht Frankfurt blickt mit Adleraugen nach Bilbao

Nach dem Triumph vor drei Jahren wollen die SGE-Kicker unbedingt wieder ins Finale der Europa League

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.
Frankfurts Stürmer Hugo Ekitiké (M.) zeigte sich beim 3:0 gegen den 1. FC Heidenheim schon bereit für das Highlight-Spiel am kommenden Donnerstag.
Frankfurts Stürmer Hugo Ekitiké (M.) zeigte sich beim 3:0 gegen den 1. FC Heidenheim schon bereit für das Highlight-Spiel am kommenden Donnerstag.

Hugo Ekitiké wirkte in diesem Moment am Sonntagabend fast ängstlich. Als der Steinadler Attila, das lebende Maskottchen von Eintracht Frankfurt, heftig mit den Flügeln schlug, ging der Starstürmer lieber auf Abstand. Vorher hatte der Franzose zwar sanft das Gefieder gestreichelt, aber eine weitere Annäherung schien dem besten Mann beim 3:0-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim wenig ratsam. Gleichwohl hatte Falkner Norbert Lawitschka alles im Griff. Das Tier mit einer Spannweite von fast zwei Metern ist seit 2005 bei den Heimspielen der Eintracht dabei, als die damals noch sehr launische Diva vom Main gerade in die Bundesliga zurückgekehrt war. »Er sollte unserer Mannschaft Kraft für das erste Jahr nach dem Aufstieg geben – und dem Gegner Angst machen«, erzählte Lawitschka einmal.

Der Falkner und sein Vogel, die Eintracht und ihr Torjäger Ekitiké: Sie werden alle unversehrt gebraucht, wenn am Donnerstag das Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen die Tottenham Hotspur ansteht. Für Vorstandsboss Axel Hellmann müssen zum entscheidenden Wegweiser dieser Spielzeit alle Kräfte gebündelt werden. »Wir wollen weiterkommen, und wir wollen das mit der gesamten Kraft dieses Stadions schaffen. Wir wollen von der ersten Minute zeigen, dass es gegen uns in der Europa League nichts zu gewinnen gibt«, sagte der Klubchef, der für seine flammende Rede erstmals in diesem Jahr in der Mixed Zone erschien. Seine übergreifende Botschaft: »Ich weiß, was es den Menschen, der Stadt und dem Klub bedeutet, den Blick in Richtung Bilbao zu richten.«

Drei Jahre nach dem Triumph in Sevilla haben die Hessen wieder ein Europa-League-Finale in einer spanischen Metropole im Visier. Hellmann ist überzeugt, die Viertelfinal-Hürde Tottenham nach dem 1:1 im Hinspiel überspringen zu können. Schließlich würden englische Klubs einiges von ihrer Stärke verlieren, sobald sie die Insel verließen: »Ich will auf keinen Fall, dass wir diese Chance vorbeiziehen lassen.« Die Mannschaft müsse »bis zur Selbstaufgabe« fighten.

Hellmann könne jedem nur raten, sich die Bilder aus 2022 noch mal in Erinnerung zu rufen und erwähnte als Beispiel den damals bereits schwer angeschlagenen Kapitän Sebastian Rode, der seine Gesundheit geopfert habe, um die Trophäe für den Verein im Herzen von Europa zu gewinnen. »Wir haben viele junge Spieler: Bis zum letzten Atemzug sein Leben zu lassen für so ein Spiel, ist denen noch nicht so bewusst.« Er sei auf jeden Fall schon jetzt »on fire«.

»Ich will auf keinen Fall, dass wir diese Chance vorbeiziehen lassen.«

Axel Hellmann 
Vorstandschef Eintracht Frankfurt

Auch Trainer Dino Toppmöller versprach nach dem Spiel gegen Heidenheim, er wolle zunächst ohne Emotionen an den Donnerstag rangehen, dann aber zum Anpfiff »die Jungs so anzünden, dass der Funke überspringt«. Der Coach war am Sonntag nach den Toren von Jean-Matteo Bahoya und Robin Koch in Halbzeit eins sowie Ekitikés Treffern in Durchgang zwei »stolz« auf einen wichtigen Dreier, der seinem Team einen Vorsprung von fünf Punkten auf den Fünften FSV Mainz verschafft. Man müsse eine solche Begegnung gegen einen Abstiegskandidaten immer »im Kontext« betrachten, merkte Toppmöller an: »Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht.«

Das klang wie ein krasser Widerspruch zu den Aussagen, die Markus Krösche zuvor mit einigen Sorgenfalten auf der Stirn formuliert hatte. Der Sportvorstand kritisierte den Vortrag zum Abschluss des 29. Spieltags scharf: »Wir haben drei Tore geschossen. Das war gut. Aber wir haben in vielen Bereichen noch Luft nach oben.« Man sei schlicht nicht ernsthaft genug gewesen: »Das hat alles ein bisschen an einen Sommerkick erinnert.« Immer wieder beobachte er bei dem einen oder anderen eine »Laissez-faire-Haltung«, das ärgere ihn. Ergo: »Wir müssen gegen Tottenham zwei Klassen draufpacken.«

Natürlich wurde Toppmöller mit der kritischen Einschätzung seines direkten Vorgesetzten konfrontiert. »Das ist der Job von Markus Krösche, den Finger in die Wunde zu legen.« Die Dissonanzen sind der Aufgabenverteilung auf der sportlichen Führungsebene geschuldet. Die Good-Guy-Bad-Guy-Methode kommt auch anderswo zur Anwendung, um die komplette Klaviatur vor großen Herausforderungen zu bespielen. Wie jetzt bei den Adlerträgern, die zu einer der ersten Adressen im deutschen Fußball aufgestiegen sind, seit Attilas echte Adleraugen die Entwicklung verfolgen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.