Knacks im Hertha-Kreuz
Die Berliner verlieren 0:5 in Mönchengladbach - die höchste Niederlage unter Pal Dardai
Um ihre kritischen Anmerkungen zu Schiedsrichterentscheidungen loszuwerden, starten Fußballtrainer gerne mal einen unerlaubten Ausflug raus aus ihrer Coaching Zone, hin zum Vierten Offiziellen. Beim Duell mit Hertha BSC um die begehrten Champions-League-Plätze ging André Schubert jedoch anders vor. Vorschriftsgemäß blieb er am Rande seines Kreiderechtecks stehen und zitierte Referee-Unterstützer Harm Osmers mit einer deutlichen Geste zu sich, um einen strittigen Abseitspfiff zu dikutieren. In Gladbachs Trainer, der früher einmal Germanistik auf Lehramt studiert hat, brach da seine pädagogische Ader durch - die neben Osmers aber vor allem seine Spieler zu spüren bekamen.
Die demütigten den Ligadritten aus Berlin zwar mit 5:0 und rückten dem Team von Pal Dardai dadurch bis auf drei Punkte auf die Pelle. Trotzdem hatte Schubert in der ersten Halbzeit einiges zu bemängeln, vor allem das unrunde Spiel seiner Drei-Mann-Defensive missfiel dem Kapuzenpulliträger. Immer wieder ruderte er aufgeregt mit den Armen, um speziell Nico Elvedi die richtigen Laufwege anzuzeigen. Auch ein heikler Fehlpass des ansonsten soliden Andreas Christensen empörte Schubert. Erst kurz vor dem Pausenpfiff spendete er seinen Abwehrkräften bei eigener 1:0-Führung erstmals Applaus.
Die Überlegenheit des 4:1-Erfolgs im Hinspiel erreichten die Rheinländer erst im Lauf der zweiten Hälfte, doch auch in den ersten 45 Minuten dominierten sie gegen die Berliner. Nachdem Borussen-Keeper Yann Sommer dem Japaner Genki Haraguchi etwas leichtfertig gleich nach drei Minuten eine erste halbe Torgelegenheit eröffnet hatte, übernahmen die Gladbacher nach und nach das Kommando. Nicht zu übersehen war dabei aber das Fehlen ihres Spielmachers Raffael, das sogar Pal Dardai bedauerte. »Ich will gegen das beste Gladbach spielen«, hatte der Ungar zuvor das in den vergangenen Monaten erworbene Selbstbewusstsein der Hauptstädter vielleicht etwas vorlaut demonstriert.
Einen bösen Knacks bekam das breite Hertha-Kreuz jedoch nach 14. Minuten. So lässig wie sein Gegenüber Sommer in der Startphase lief nun Rune Jarstein mit dem Ball am Fuß durch seinen Strafraum - ehe der 31-jährige Torwart schließlich einen dürren Pass direkt vor die Füße von Borussias Mahmoud Dahoud fabrizierte. Der gebürtige Syrer ließ sich nicht zwei Mal bitten, passte auf Thorgan Hazard, der durch Jarsteins Beine hindurch zum 1:0 traf. Auch in der Folge fiel der behandschuhte Norweger bei dem einen oder anderen Missverständnis mit seinen Vorderleuten negativ auf.
Ganz durch eigenes Verdienst kam die Schubert-Elf fünf Minuten vor der Pause zu einer guten Chance für Hazard - dem nach einem glänzenden Steilpass seines Kapitäns Granit Xhaka aber noch Innenverteidiger Niklas Stark in die Quere kam. Zwei Zeigerumdrehungen später zeigte Jarstein seine erste gute Aktion, als er einen Schuss von Hazard zur Ecke lenkte.
Die Halbzeitführung der Niederrheinischen ging völlig in Ordnung - und gleich nach Wiederbeginn arbeiteten sie weiter intensiv an der Berechtigung des Resultats. Hertha-Trainer Dardai versuchte seiner Mannschaft mit einem Wechsel in der Pause - Jens Hegeler kam für den früheren Borussen Tolga Cigerci - Beine zu machen. Doch stattdessen spielte die Musik sofort wieder vor dem Gästetor. So verpasste der Schwede Oscar Wendt in leichter Rücklage den zweiten Treffer (49.), zehn Minuten später machte es André Hahn besser.
Ein Flachpass des minimal im Abseits stehenden Wendt kam zu Fabian Johnson, der spielte weiter auf Hahn. Und nachdem sich der lange verletzte Ex-Augsburger den Ball ein wenig umständlich in die passende Position gelegt hatte, traf er von halbrechts zum 2:0 ins linke Eck. Kurz darauf verhinderte Jarstein gegen Johnson den nächsten Rückschlag, die höchste Niederlage unter der Leitung von Pal Dardai rollte aber unentwegt auf die Berliner zu: Manifestiert durch den eingewechselten Patrick Hermann (76.), einen abgefälschten Schuss von Hazard (80.) und einen kunstvollen Treffer des ebenfalls eingewechselten Ibrahima Traoré aus spitzem Winkel (85.).
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