Unkultur des Asozialen

Tom Strohschneider über »Panama Papers« und das Gemeinwesen

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 1 Min.

Eine Minderheit ohnehin schon einkommensstarker Integrationsverweigerer versucht, zu Lasten des Gemeinwesens und auf Kosten anderer noch reicher zu werden. Nicht zum ersten Mal wird das nun mit zahllosen Dokumenten belegt - und wieder hört man die Absicht, nun aber wirklich einmal ernsthaft gegen legalen Abgabenbetrug, Geldwäsche, verbotene Steuerhinterziehung vorzugehen. Dass dies auch wirksam passiert, wird man nicht hoffen können.

Dabei wäre ein großer Sprung nach vorn so wichtig: Was hier geschieht, als Kavaliersdelikt verniedlicht, als legale Möglichkeiten der Steuervermeidung staatlich auch noch gefördert, als privater Bereicherungssport betrieben - das unterminiert die Res publica, die öffentlichen Angelegenheiten. Treiber dafür ist eine Unkultur des Asozialen, die sich dem Grundgedanken des demokratischen Gemeinwesens entzieht - dass nämlich Lasten je nach Stärke der Einzelnen geteilt werden. Deshalb braucht es auch eine Kulturrevolution: Es muss endlich Schluss sein mit der Verachtung des Öffentlichen, die auch in einer breiteren Öffentlichkeit längst in den Köpfen Spuren hinterlassen hat, die aber nur jene leichtherzig betreiben können, die es sich privat auch leisten können. Eine jahrelange öffentliche Debatte, die nach dem schwachen Staat, nach weniger Öffentlichem ruft, ist mitschuldig an Zuständen, die einer Parallelgesellschaft erlaubt, auf nicht selten kriminelle, in jedem Fall aber antisoziale Weise reicher zu werden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.