Unkultur des Asozialen
Tom Strohschneider über »Panama Papers« und das Gemeinwesen
Eine Minderheit ohnehin schon einkommensstarker Integrationsverweigerer versucht, zu Lasten des Gemeinwesens und auf Kosten anderer noch reicher zu werden. Nicht zum ersten Mal wird das nun mit zahllosen Dokumenten belegt - und wieder hört man die Absicht, nun aber wirklich einmal ernsthaft gegen legalen Abgabenbetrug, Geldwäsche, verbotene Steuerhinterziehung vorzugehen. Dass dies auch wirksam passiert, wird man nicht hoffen können.
Dabei wäre ein großer Sprung nach vorn so wichtig: Was hier geschieht, als Kavaliersdelikt verniedlicht, als legale Möglichkeiten der Steuervermeidung staatlich auch noch gefördert, als privater Bereicherungssport betrieben - das unterminiert die Res publica, die öffentlichen Angelegenheiten. Treiber dafür ist eine Unkultur des Asozialen, die sich dem Grundgedanken des demokratischen Gemeinwesens entzieht - dass nämlich Lasten je nach Stärke der Einzelnen geteilt werden. Deshalb braucht es auch eine Kulturrevolution: Es muss endlich Schluss sein mit der Verachtung des Öffentlichen, die auch in einer breiteren Öffentlichkeit längst in den Köpfen Spuren hinterlassen hat, die aber nur jene leichtherzig betreiben können, die es sich privat auch leisten können. Eine jahrelange öffentliche Debatte, die nach dem schwachen Staat, nach weniger Öffentlichem ruft, ist mitschuldig an Zuständen, die einer Parallelgesellschaft erlaubt, auf nicht selten kriminelle, in jedem Fall aber antisoziale Weise reicher zu werden.
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