2,6 Terabyte Geheimnisse
Ein Jahr lang werteten Hunderte Journalisten den Datensatz aus Panama aus - dessen Quelle vorerst im Dunklen liegt
Bastian Obermayer und Frederik Obermaier von der »Süddeutschen Zeitung« ist das passiert, wovon Journalisten träumen: Aus heiterem Himmel nahm vor einem Jahr eine anonyme Quelle Kontakt mit ihnen auf: Ob sie an hochbrisantem Material interessiert seien?
Natürlich waren sie das, zumal erste Probedokumente bereits Hinweise auf das vermeintliche Umfeld von Russlands Präsident Wladimir Putin enthielten. Alsbald setzte ein wahrer Datenstrom ein. Schnell habe dieser Ausmaße angenommen, von denen sich die beiden überfordert sahen. Deshalb wendeten sie sich an das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). In diesem Netzwerk arbeiteten dann Hunderte Journalisten in Dutzenden Staaten an den Daten, bis nun Ergebnisse veröffentlich wurden.
So stellen die beiden Journalisten selbst den Vorlauf zur Veröffentlichung der »Panama Papers« in einem Interview mit dem Wiener Magazin »Falter« dar. Wer die Quelle ist und wie die Daten in deren Besitz kamen, sei unbekannt. Treffen oder Telefonate gab es nicht, nur verschlüsselte elektronische Kommunikation. »Wir haben uns natürlich die Frage gestellt, ob wir der Quelle vertrauen können. Unsere Antwort lautet: Wir vertrauen den Daten - weil wir sie verifizieren können«, sagt Obermayer gegenüber dem »Falter«. Die Gefahr, instrumentalisiert zu werden, »um bestimmten Personen zu schaden«, sehen die beiden nicht. Dann hätte die Quelle nur einzelne Daten herausgegeben, aber nicht exorbitante 2,6 Terabyte, mutmaßen sie. Denn bei einem solchen Datenwust könne niemand mehr steuern, worüber berichtet werde.
Im beteiligten »Guardian« hieß es, dass »viel des weitergegebenen Materials privat bleiben« werde. In anderen Fällen gebe es »dringliche Gründe« zur Veröffentlichung. Obermayer und Obermaier wollen Behörden keine Daten aushändigen. Diese könnten sich selbst Informationen beschaffen.
Aktivisten fordern nun aber eine Veröffentlichung des ganzen Datensatzes. Die Enthüllungsplattform Wikileaks beklagt, dass sonst »die meisten Dokumente unveröffentlicht« blieben und es keine »durchsuchbare Datenbank« gebe.
Das ICIJ wurde 1997 von der US-amerikanischen Organisation Center for Public Integrity gegründet. Letzteres entstand 1989 auf Initiative des Journalisten Charles Lewis, der dafür beim Fernsehsender CBS aufhörte. Die Organisation finanziert sich aus Spenden. Zu den Gebern gehören neben Einzelpersonen auch Wohltätigkeitsstiftungen US-amerikanischer Industriellenfamilien wie die Ford Foundation, die Carnegie Corporation, die W.K. Kellogg Foundation und der Rockefeller Family Fund.
Das Recherchenetzwerk ICIJ war in den vergangenen Jahren immer wieder an ähnlichen Enthüllungen beteiligt, etwa 2014 an den »Luxemburg-Leaks« und 2013 an den »Offshore-Leaks« über die Steuerminimierungspraxen vor allem großer Konzerne.
Als Quelle der Luxemburger Daten gilt ein französischer Exmitarbeiter der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers, die für ihre Klienten entsprechende Modelle ausgearbeitet hatte. Die Herkunft der Daten im »Offshore-Leak« ist unbekannt. Sie waren 2010 an Steuerbehörden in den USA, Großbritannien und Australien übergeben worden und 2011 an das ICIJ gelangt.
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