Der nächste Schritt ins Mittelalter

Sebastian Bähr über die geplante Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in Polen

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.
Der fortlaufende Rechtsruck in Polen hat sein nächstes Etappenziel gefunden. Nach der Entmachtung des Verfassungsgerichtes und der »Reform« des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind nun die Frauenrechte an der Reihe.

Der fortlaufende Rechtsruck in Polen hat sein nächstes Etappenziel gefunden. Nach der Entmachtung des Verfassungsgerichtes und der »Reform« des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind nun die Frauenrechte an der Reihe. Polnische Bischöfe fordern ein fast vollständiges Abtreibungsverbot, das selbst im Falle einer Vergewaltigung gelten soll. Ein entsprechendes Bürgerbegehren ist im Parlament bereits eingegangen, die nationalkonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sowie die Kirche unterstützen die Initiative. Ein vielsagendes Unterfangen, ist doch bereits das geltende Abtreibungsgesetz in dem erzkatholischen Land eines der restriktivsten in ganz Europa. Frauen sind jetzt schon gezwungen, ins Ausland zu gehen oder illegale wie gefährliche Praktiken nutzen zu müssen.

Der steigende Druck von Rechts macht viele Polen wütend: Tausende haben gegen die Verschärfungspläne am Wochenende demonstriert und Abtreibungsgegner als »Taliban« bezeichnet. Der Vergleich ist überzogen, trifft aber einen Punkt. Religiöser Fundamentalismus ist keine muslimische Eigenheit, sondern findet sich auch mitten im christlichen Europa wieder. Gerade hier macht er sich gerne zum Bündnispartner konservativer und rechtsradikaler Kräfte. Eine Einmischung der EU braucht die PiS wohl nicht fürchten. Auch die schleichende Entdemokratisierung Ungarns wurde geduldet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.