»Tannhäuser« im Rundbau
Die erste Dresdner Semperoper wurde vor 175 Jahren eingeweiht
Es galt als »schönstes Theater der Welt« - das erste von insgesamt drei Opernhäusern nach Plänen von Gottfried Semper (1803-1879) in Dresden. Im Jahr 1841 wurde der Rundbau im Stil der italienischen Frührenaissance als Königliches Hoftheater eröffnet. Zur Aufführung kamen Carl Maria von Webers »Jubelouvertüre« und Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel »Torquato Tasso«. Am 12. April jährt sich die feierliche Eröffnung zum 175. Mal.
Seine Schönheit konnte der Bau nicht zuletzt wegen seiner exponierten Lage in der Altstadt entfalten. Nahe am Elbufer und freistehend habe er eine »besondere Außenwirkung« gezeigt, sagt der Dresdner Musikwissenschaftler Carlos Lozano Fernandez. Die deutliche Wölbung des damaligen Gebäudes nach außen, welche später auch in den Nachfolgebau übernommen wurde, wirkte einladend und öffnend. Zudem sei der Rundbau auch ein funktionales Haus mit klarer Struktur gewesen, was den Besuchern bei der Orientierung half.
Mit dem ersten Semperopernbau in Dresden ist unter anderem der Komponist und Dirigent Richard Wagner (1813-1883) verbunden. Als Dresdner Kapellmeister brachte er 1843 bis 1849 im Rundbau seine Opern »Rienzi« (1842), »Der fliegende Holländer« (1843) und »Tannhäuser« (1845) zur Uraufführung. Allerdings war die Rezeption seiner Bühnenwerke zunächst nicht so eindeutig. Sein »Fliegender Holländer« zum Beispiel konnte beim Dresdner Publikum keinen großen Erfolg erzielen. Auch kamen die Aufführungszahlen seiner Opern nicht an die seines Kollegen - und Konkurrenten - Giacomo Meyerbeer (1791-1864) heran. Der Komponist und Dirigent Meyerbeer sei mit seinen Werken der französischen Grand Opera der meist gespielte Opernkomponist seiner Zeit gewesen, sagt Lozano.
Zum Publikum der Semperoper im 19. Jahrhundert zählten vor allem neben Hof und Adel viele Kaufleute, Bankiers und höhere Beamte. Der einfache Arbeiter dürfte seltener zu finden gewesen sein, erläutert Lozano. Eine günstige Opernkarte habe etwa ebenso viel gekostet, wie sein Tageslohn ausfiel.
Die erste Dresdner Semperoper, welche damals noch etwas näher am Residenzschloss stand als heute, schmückte die Elbestadt aber nur gut 28 Jahre. Ein Brand bei Reparaturarbeiten im September 1869 vernichtete das Gebäude völlig. Bereits wenige Wochen danach begannen hinter der Ruine die Bauarbeiten für ein Interimsgebäude. Die sogenannte Bretterbude - wie die Dresdner das Notquartier nannten - diente der Oper von Dezember 1869 an für Aufführungen.
Bereits 1871 wurde mit dem Bau des zweiten Königlichen Hoftheaters begonnen. Den Entwurf für das neue Theatergebäude entwarf Semper im Exil. Da er sich ebenso wie sein Freund Richard Wagner 1849 an den Maiaufständen beteiligt hatte, durfte er sächsischen Boden in den Folgejahren nicht betreten. Er übertrug die Bauleitung daher seinem ältesten Sohn Manfred Semper (1838-1913).
Das neue Gebäude entstand bis 1878 am Theaterplatz. Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Dresdner Oper zu einer der bedeutendsten Bühnen in Europa. Dazu beigetragen hat die Dresdner Hofkapelle, die heutige Sächsische Staatskapelle Dresden. Zudem gaben Dirigenten wie Ernst von Schuch, Fritz Busch und Karl Böhm dem Haus Glanz. Dresden erlebte zahlreiche Uraufführungen, darunter auch inzwischen weltbekannte Werke wie die Opern »Salome«, »Elektra« und »Der Rosenkavalier« von Richard Strauss (1864-1949).
Die zweite Semperoper wurde bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 schwer zerstört. Lediglich die Außenmauern und einige Skulpturen blieben erhalten. Die Sicherung des Gebäudes begann in den 50er Jahren, der originalgetreue Wiederaufbau jedoch erst 1977. Wieder spielte das Ensemble jahrelang in Interimsgebäuden, die Operntradition brach nicht ab.
Die Geschichte der Opernmusik in Dresden geht gar auf das Jahr 1667 zurück. Damals feierte die Stadt an der Elbe am 27. Januar die Eröffnung ihres ersten Opernhauses. Das Datum gilt als offizieller Gründungstag der Dresdner Oper. Im nächsten Jahr wird das 350-jährige Bestehen gefeiert. epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.