Grenze bleibt dicht

Mazedonische Polizei drängt Flüchtlinge zurück

  • Lesedauer: 3 Min.
Hunderte Migranten haben von Idomeni aus versucht, die griechisch-mazedonische Grenze zu überqueren. Die Behörden antworteten mit Gewalt.

Athen. Dutzende Migranten haben sich am Montag erneut in der Nähe des wilden Lagers von Idomeni dem mazedonischen Grenzzaun genähert. Sie trugen eine deutsche und eine griechische Fahne und forderten die Öffnung der Grenze, wie griechische Fernsehsender zeigten. Auf der anderen Seite der Grenze befand sich ein Fahrzeug der mazedonischen Polizei. Zunächst verlief diese Demonstration friedlich.

Am Vortag hatten Hunderte Migranten einen Teil des mazedonischen Zauns zerstört - in der Hoffnung nach Zentraleuropa weiterreisen zu können. Es war anschließend zu Ausschreitungen mit mehr als 300 Verletzten gekommen. Die mazedonische Polizei hatte massiv Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschosse eingesetzt. »Wir haben auch drei Kinder behandelt, die durch Gummigeschosse verletzt waren«, sagte im griechischen Staatsfernsehen (ERT) der Sprecher der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Apostolos Weisis. »Ich warte nun, was die EU-Behörden, die Internationalen Organisationen, das UN-Flüchtlingshilfswerk zu sagen haben«, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras im griechischen Fernsehen (ERT). Der Einsatz von Gummigeschossen seitens der mazedonischen Polizei sei eine »Schande für die europäische Kultur«, erklärte er weiter.

Auch der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos kritisierte das Vorgehen der mazedonischen Polizei gegen Migranten scharf. Die Vorfälle am Sonntag am griechisch-mazedonischen Grenzzaun seien unvorstellbar und unzulässig, sagte er. »Mit solchem Verhalten gegen Flüchtlinge hat das Nachbarland weder Platz in der EU, noch in der Nato«, so Pavlopoulos.

Die Situation im wilden Lager von Idomeni spitzt sich indes weiter zu. Der Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, warnt vor einer Radikalisierung wütender Migranten. Leute, die man heute schlage, »könnten die Dschihadisten von morgen« sein, sagte er im Nachrichtensender Skai. Der Umgang mit den Protestierenden müsse gut überlegt sein. Islamische Extremisten könnten unter den verzweifelten Menschen Mitkämpfer rekrutieren.

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte in Brüssel, die Migranten sollten aus Idomeni in andere Lager umgesiedelt werden und über die Gefahren einer illegalen Weiterreise informiert werden. Der Bürgermeister der Region forderte die Evakuierung des Camps bis Ende des Monats. Anderenfalls könnte es zu noch schlimmeren Zwischenfällen kommen als am Sonntag, sagte Goudenoudis dem Sender Skai. In Piräus versuchten Vertreter der Regierung und Beamte der Küstenwache, die Lage in dem dortigen wilden Lager mit 4500 Migranten zu entspannen. Sie hofften, 800 Menschen in ein organisiertes Lager zu bringen, berichteten Reporter vor Ort.

Derweil nimmt die Zahl der Flüchtlinge, die aus der Türkei nach Griechenland kommen, drastisch ab: Innerhalb von 24 Stunden hätten nur noch 18 Migranten übergesetzt, teilte am Montag der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen mit. Am Vortag waren 162 und am Tag davor 120 Menschen vom türkischen Festland auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.