Anton Schlecker: Vom Drogeriekönig zum Angeklagten

Staatsanwaltschaft: Drogerie-Gründer soll im großen Stil Vermögen beiseite geschafft haben

  • Lesedauer: 2 Min.

Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Gründer der pleitegegangenen Drogeriemarktkette Schlecker, Anton Schlecker, zahlreiche Vergehen vor. Im Zuge der Insolvenz soll er in insgesamt 36 Fällen Vermögenswerte beiseite geschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Darüber hinaus wird dem ehemaligen Drogeriekönig vorgeworfen, schon in den Jahren vor der Insolvenz die Verhältnisse in seinem Konzern falsch wiedergegeben und in einem Fall vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht und diese an Eides Statt versichert zu haben.

Neben Anton Schlecker erhob die Staatsanwaltschaft auch Anklage gegen seine beiden Kinder, seine Ehefrau und zwei Wirtschaftsprüfer. Seine Familie soll dem Unternehmensgründer in mehreren Fällen dabei geholfen haben, der Drogerimarktkette Vermögenswerte zu entziehen.

Die Kinder stehen demnach unter anderem im Verdacht, ein Logistikunternehmen um mehrere Millionen Euro geschädigt und Geld unrechtmäßig auf ein Konto ihrer Mutter überwiesen zu haben. Den Wirtschaftsprüfern legt die Staatsanwaltschaft zur Last, die falschen Bilanzangaben Schleckers zwar erkannt, daraus aber keine Konsequenzen gezogen zu haben.

Anton Schlecker droht bei einer Verurteilung eine harte Strafe. Ein sogenannter besonders schwerer Fall des Bankrotts kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. »Sollten sich die bekannten Vorwürfe gegen Herrn Schlecker bewahrheiten, reden wir von extrem hohen Summen, die bewusst beiseite geschafft wurden«, sagte der Düsseldorfer Wirtschaftsrechtsexperte Sascha Kuhn der »Welt« vom Donnerstag. »Dies könnte auf eine besonders rechtsfeindliche Gesinnung hindeuten, bei dem ein Gericht durchaus zu einer hohen Haftstrafe neigen kann.«

Über die Eröffnung eines Prozesses muss nun das Landgericht Stuttgart entscheiden. Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklageerhebung bereits am Mittwochabend nach entsprechenden Medienberichten bestätigt, Details aber erst am Donnerstag genannt.

Die Drogeriemarktkette Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Im Sommer desselben Jahres stimmten die Gläubiger dann für eine Zerschlagung des Unternehmens. 25.000 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitete nach der Pleite Ermittlungen gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte ein. Agenturen/nd

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