Grenzkontrollen kosteten schon Milliarden

Studie: Europas Wirtschaftsleistung bereits um neun bis 15 Milliarden Euro pro Jahr verringert

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die umstrittene Rückkehr zu Grenzkontrollen zur Abwehr von Geflüchteten kostet Europas Wirtschaft Milliarden: Die Kontrollen hätten Europas Wirtschaftsleistung bereits um neun bis 15 Milliarden Euro pro Jahr verringert, heißt es in einer neuen Studie des Münchner Ifo-Instituts, aus der die »Süddeutsche Zeitung« zitierte. Die längeren Wartezeiten an den Grenzen erhöhen die Transportkosten, verteuerten dadurch die Waren und verringerten den Handel, argumentierten die Ifo-Experten. Die Kontrollen hielten auch Touristen vom Reisen ab und behinderten die vielen Firmen, die ihre Produktion auf eine lagerschonende Lieferung von Teilen in letzter Minute umgestellt haben.

Seit Mitte vergangenen Jahres hatten Schweden, Frankreich, Deutschland und Österreich Ausnahmen vom Schengen-Abkommen beantragt, um Ankommende an den Grenzen zu kontrollieren. Sollten die Grenzkontrollen auf alle 22 Schengen-Staaten ausgedehnt werden, würde der wirtschaftliche Schaden auf 27 bis 65 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen, schätzte das Ifo-Institut. Damit liegen die Münchner Forscher niedriger als zuvor andere Studien des Prognos-Instituts und von France Strategie.

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) will derweil Österreich bei möglichen Grenzkontrollen am Brenner logistisch unterstützen. »Die bayerische Staatsregierung prüft gerade, ob bayerische Beamte den österreichischen Kollegen bei den Kontrollen helfen können«, sagte Söder der »Bild am Sonntag«. Auch Italien werde verstehen, dass das Durchwinken von Flüchtlingen kein politisches Konzept mehr sei. Söder sagte, es könne sein, dass Grenzkontrollen am Brenner »unvermeidlich« würden. »Der Flüchtlingsstrom der Balkanroute ist dank nationaler Maßnahmen und Grenzkontrollen beendet worden. Das gleiche System muss jetzt für die Ausweichrouten angewendet werden.«

Österreich trifft bauliche Vorbereitungen am Brenner für die Grenzkontrollen. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz zeigte sich am Freitag bei einem Besuch in München aber optimistisch, dass die Umsetzung der Kontrollen noch verhindert werden kann. Sollten die Kontrollen eingeführt werden, drohen auf der wichtigsten Urlaubsstrecke nach Italien lange Wartezeiten. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.