Plauen: Nazi schlägt Frau bewusstlos
Täter attackierte Frau am Rande des rechten Aufmarschs am 1. Mai offenbar gezielt mit einem Fotostativ / Angreifer ist mutmaßlich seit Jahren in der rechtsradikalen Szene aktiv
Plauen. Einen Tag nach den schweren Krawallen von Neonazis im sächsischen Plauen werden immer mehr Details des rechten Aufmarschs bekannt. Trauriger Höhepunkt: Ein mutmaßlicher Rechtsradikaler schlug einer Frau mit einem Kamerastativ aus Metall so hart ins Gesicht, dass diese bewusstlos zu Boden ging. Der Vorfall ist auf einem Video zu beobachten, das seit Sonntagabend im Netz für Entsetzen sorgt.
Besonders perfide: Wie dem kurzen Clip zu entnehmen ist, geht der mutmaßlich rechte Angreifer offenbar gezielt auf die Frau los. Als diese durch das Stativ im Gesicht getroffen wird, prallt die junge Frau zunächst noch gegen eine Häuserfassade, ehe sie regungslos am Boden liegen bleibt. Ein Begleiter wehrt die Attacke eines zweiten schwarz vermummten Angreifers ab. Am Ende des kurzen Films ist zu sehen, wie sich der Begleiter um die Verletzte kümmert.
Doch offenbar war nicht nur der eigentliche Schlag gezielt platziert, sondern auch das Opfer selbst: Ein weiteres Video zeigt, wie der spätere Täter seinem Opfer vor dem Übergriff folgt und dabei eine Fotokamera in der Hand hält. Eine zweite Person hält Ausschau, ob Polizisten in der Nähe die offenbar geplante Tat beobachten könnten. Einige Sekunden vergehen, bis der eigentliche Angreifer plötzlich zuschlägt.
Wie die Morgenpost berichtet, gibt es derzeit noch keine Informationen darüber, wie es der Frau nach dem Übergriff geht. Über den mutmaßlichen Angreifer werden dagegen erste Informationen bekannt: Bei dem Täter soll es sich um einen Mann namens Christian M. handeln, der schon seit mehreren Jahren in der rechtsradikalen Szene aktiv ist und bei rechten Veranstaltungen gezielt Aufnahmen von Gegendemonstranten anfertigt. Wie das linken Onlineportal linksunten.indymedia schreibt, soll der mutmaßliche Täter eine Woche zuvor schon einmal handgreiflich gegenüber einem Team des »Spiegels« geworden sein. Die Polizei sei derzeit dabei, die Identität des Täters zu überprüfen.
Der Naziaufmarsch am 1. Mai in Plauen war eskaliert, nachdem sich die Polizei offenbar nicht mehr in der Lage sah, die von der rechtsradikalen Kleinstpartei »Der III. Weg« angemeldete Demonstration abzusichern, und den Protest am Nachmittag auflöste. In der Folge gingen zahlreiche Teilnehmer des rechten Aufmarschs aggressiv gegen die Polizei vor, die deshalb Wasserwerfer und Pfefferspray einsetzte.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!