Volkseigenes Riesengut

In Australien stehen Rinderfarmen zum Verkauf - Schwarmfinanzierung mit Chancen

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Die größte Rinderfarm der Welt soll den Besitzer wechseln. Australische Kleinanleger möchten ausländischen Großinvestoren die Ländereien wegschnappen.

Es ist eine »Angelegenheit von nationalem Interesse«: Seit fast einem Jahr steht in Australien eine der größten Ländereien der Erde zum Verkauf: Elf Millionen Hektar Land, die bisher der Familie des einstigen Rinderbarons Sir Sidney Kidman gehörten, sollen den Eigentümer wechseln. Darunter ist auch die Anna Creek Station, die mit rund 18 000 Tieren größte Rinderfarm der Welt. Rund 30 Investoren aus aller Welt interessierten sich für die über den gesamten Kontinent verstreuten Ländereien, die 1,3 Prozent der australischen Landmasse und 2,5 Prozent des für die Landwirtschaft freigegebenen Landes ausmachen. Rinderfarmen gelten als äußerst profitabel - die schweren Dürren der letzten Jahre fordern indes ihren Tribut.

Nun hat die australische Regierung einen bevorstehenden Verkauf erneut ausgebremst, nachdem Finanzminister Scott Morrison Konflikte mit dem nationalen Interesse seines Landes sieht. Bereits im November verhinderte die Regierung den Verkauf an ausländische Investoren, da Teile der Anna-Creek-Station militärisch sensible Areale in Südaustralien umfassen, in denen die Armee neue Waffen testet.

Obwohl diese Areale nun vom Verkauf an Ausländer ausgeschlossen wurden, blockiert Morrison momentan erneut ein Angebot. Ein Konsortium aus der chinesischen Dakang Australia Holding - einer Tochter der Shanghai Pengxin Group, die weltweit in den Bergbausektor und Agrarhandel investiert sowie Ländereien aufkauft - und dem einheimischen Unternehmen Australian Rural Capital bietet über 370 Millionen australische Dollar (rund 245 Millionen Euro). Noch wird weiter verhandelt, doch der Verkauf ist ins Stocken geraten. In Australien ist das Thema nämlich längst zu einem Politikum geworden: Viele sorgen sich um die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung, während die sozialdemokratische Opposition die andauernde Blockade durch die Regierung kritisiert.

Das Gerangel um die Ländereien gibt der Initiative einer australischen Finanzfirma unerhofften Aufwind. Über eine Crowdfundingkampagne der Plattform DomaCom sollen Kleinanleger bereits über 70 Millionen australische Dollar (rund 46 Millionen Euro) zugesagt haben. Ziel ist, per Schwarmfinanzierung 400 Millionen einzusammeln, um das chinesisch geführte Konsortium auszustechen. Laut DomaCom-Chef Arthur Naoumidis haben 5000 Investoren zwischen 2500 und einer Million Dollar in Aussicht gestellt. »Sie sagen, dass sie sich um ihre Rente sorgen und gute Erträge für ihr Geld wollen, dass sie sich aber auch um das Australien sorgen, das sie ihren Kindern vermachen. Dies sei nun eine Transaktion, auf die sie stolz wären«, sagte Naoumidis der Nachrichtenagentur AAP.

Der Besitz des legendären Rinderbarons Kidman umfasst zehn Farmen auf über 100 000 Quadratkilometern Land - einer Fläche, die nahezu der Größe Ostdeutschlands entspricht. Nur der Besitz der britischen Königin, des Papstes und einige andere Ländereien in Regierungsbesitz sind noch größer.

Allein Anna Creek im südlichen Bundesstaat South Australia ist mit 24 000 Quadratkilometern etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. In dem staubtrockenen Riesenareal leben und arbeiten nur rund 150 Angestellte. Die Ländereien sind seit fünf Generationen im Besitz der australischen Kidman-Familie, Sir Kidman gründete das Imperium 1899. Das Unternehmen liefert heute nach Japan, Südostasien und in die USA.

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