Mit Bussen in die U-Bahn-Zukunft
Fährgäste der U 5 werden im Mai viel Geduld aufbringen müssen
»Der U-Bahnverkehr wird ziemlich viel mit Artistik zu tun haben in der Zeit«, sagt Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die Zeit, das ist zunächst die Spanne zwischen 9. und 26. Mai. Nicht ganz drei Wochen lang fahren auf der U 5 zwischen Alexanderplatz und Strausberger Platz Busse statt Bahnen, weiter bis zum Bahnhof Frankfurter Allee pendeln Züge im 10-Minuten-Takt, also nur halb so oft wie im regulären Tagesverkehr. Dabei müssen die Fahrgäste am Frankfurter Tor noch mal den Zug wechseln.
Die Ersatzbusse fahren ab Alexanderplatz zunächst zur Jannowitzbrücke, um dann kurz vor dem Ostbahnhof Richtung Karl-Marx-Allee einzuschwenken, stadteinwärts geht es auf direktem Weg über die Magistrale. Vier Gelenkbusse alle zehn Minuten sind auf der Ringlinie unterwegs. Man hofft bei der BVG also, dass sich möglichst viele Fahrgäste in der Sperrzeit andere Wege suchen und empfiehlt dringend eine weiträumige Umfahrung des Abschnitts zwischen Frankfurter Allee und Alex. Das ist einfacher gesagt als getan, denn S 5, S 7 und S 75 fahren zwischen Lichtenberg und Westkreuz wegen diverser Bauarbeiten zu verschiedenen Terminen gar nicht oder nur im 20-Minuten-Takt. Die Freude wird also auf jeden Fall mitfahren.
Grund für die Unannehmlichkeiten ist der Anschluss des bestehenden U 5-Tunnels an die Neubaustrecke zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Der Rohbau dafür ist schon fertig. »Wir mussten dafür jeweils fünf Meter des alten und neuen Tunnelbauwerks vereisen, damit kein Wasser eindringt«, berichtet Jörg Seegers, technischer Leiter der Projektrealisierungs GmbH U 5, einer hundertprozentigen Tochterfirma der BVG, die den Neubau managt. Schließlich wurde die Nahtstelle abgebrochen und neu gebaut.
Allerdings hat der Tunnel am direkt anschließenden Bahnhof »Berliner Rathaus« zwei Stockwerke. Unter der Station soll eine viergleisige Wende- und Abstellanlage entstehen. Die Planung ist das Erbe der momentan wenig konkreten aber nicht ganz aus den Unterlagen gestrichenen U-Bahnlinie, die irgendwann von Weißensee über den Alexanderplatz und die Leipziger Straße weiter Richtung Westen führen soll. Über sie wurde als U 3 oder U 10 diskutiert.
Um die entsprechenden Rampen zum Anschluss der Gleise auf zwei Etagen herstellen zu können, müssen in einem ersten Schritt die aktuellen Kehrgleise verkürzt werden. Das geschieht diesen Monat. Gleichzeitig werden zwischen den Bahnhöfen Schillingstraße und Alexanderplatz Weichen eingebaut, damit ab 2018, wenn die Gleise hinter dem Alex wegen fortschreitender Bau- und Sanierungsarbeiten ganz gesperrt werden müssen, die U-Bahnen immer noch den wichtigen Umsteigeknoten erreichen können.
»Die Gesamtinbetriebnahme Ende 2020 ist nach wie vor unser Ziel«, sagt Seegers über die Strecke, die bis zum Hauptbahnhof führen soll. Größtes Terminrisiko ist der noch zu bauende U-Bahnhof Museumsinsel, der teilweise unter dem Spreekanal vor dem Zeughaus entstehen soll. Dort werden gerade die Vereisungsbohrungen vorbereitet. Mit minus 35 Grad kalter Sole werden Grundwasser und Boden tiefgefroren. Sobald das Erdreich stabil ist, wird der Stationstunnel ausgebrochen. Die jahrelangen Probleme am Bahnhof Brandenburger Tor zeugen von den möglichen Risiken.
Die Bauarbeiten an der Kehranlage könnten zukünftig auch die bereits bestehende Knappheit an U-Bahnwagen bei den sogenannten Großprofillinien U 5 bis U 9 verschärfen. Die U-Bahnlinie 5 wird mitsamt der in Friedrichsfelde gelegenen U-Bahnwerkstatt zum Inselbetrieb. Nur noch eine andere Werkstatt ist für alle anderen Linien zuständig. Man hoffe, dass man Ausfälle vermeiden könne, heißt es dazu bei der BVG. Die Fahrgäste drücken sicher auch ganz fest die Daumen. Im Sommer 2017 sollen auf der U 5 neue Züge der eigentlich für U 1 bis U 4 entwickelten schmaleren Baureihe Ik rollen.
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