Der erwartete Betriebsunfall

Der Mitteldeutsche BC aus Weißenfels will nach dem Abstieg aus der Basketball-Bundesliga schnell wieder zurück ins Oberhaus

  • Max Zeising, Weißenfels
  • Lesedauer: 3 Min.
Der MBC muss in der nächsten Saison in der Pro A ran. Trotzdem wird der Etat erhöht, um den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen.

Beim Mitteldeutschen BC dürfte so manchem in diesen Tagen ein Gedicht Hermann Hesses in den Sinn kommen. »Stufen« nannte es der Autor und beschrieb darin gleichermaßen den Beginn wie das Ende von Lebensabschnitten. »Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne«, heißt es darin. Und: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.«

Nun ist beim Basketballverein aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt gerade ein bedeutender Abschnitt der Vereinschronik zu Ende gegangen. Nach vier Jahren in der Basketball-Bundesliga ist der MBC am vergangenen Wochenende in die zweitklassige Pro A abgestiegen. Trotz eines 89:77-Sieges am letzten Spieltag gegen Bayreuth schafften die Mitteldeutschen nicht den Klassenerhalt, weil Konkurrent BG Göttingen gleichzeitig Würzburg mit 85:78 besiegte.

Es gilt also, Abschied zu nehmen von Spielen gegen Bayern München und Alba Berlin, von Spitzensport im sportlich eher mittelmäßig aufgestellten Mitteldeutschland. »Der Abstieg ist doppelt bitter«, zeigte sich Teammanager Martin Geissler auch Tage nach dem letzten Saisonspiel noch in der Vergangenheit gefangen - noch nicht bereit für den Neubeginn: »Wir haben das letzte Spiel gewonnen und hatten uns vorher wieder zurückgekämpft, nachdem niemand mehr an uns geglaubt hatte.«

Allein die Tatsache, dass der MBC am vergangenen Wochenende überhaupt noch die Chance auf den Klassenerhalt hatte, war wahrlich fast eine Sensation. Nur zwei der ersten 22 Spiele hatten die Weißenfelser gewonnen. Inmitten der Hinrunde warf Trainer Silvano Poropat das Handtuch. Predrag Krunic, der zuvor Bonn und Bayreuth trainiert hatte und mit Oldenburg 2009 sogar deutscher Meister geworden war, übernahm das Amt, hatte in den ersten sieben Spielen auch nur wenige Erfolge vorzuweisen - nun ja, gar keinen.

»Wir hatten Probleme, eine Mannschaft zusammenzustellen, die Routine und Erfahrung mitbringt, Eigenschaften, die man für den Kampf gegen den Abstieg dringend benötigt«, analysierte Geissler, der den Trainerwechsel rückblickend trotzdem nicht bereute: »Wir hätten gern mit Silvano Poropat weitergemacht. Aber unter Predrag Krunic hat die Mannschaft eine tolle Entwicklung genommen.«

Denn nach anfänglichen Problemen folgte zu Beginn des Jahres plötzlich die Wende. Ausgerechnet gegen Bayern München schaffte der MBC einen überraschenden 93:90-Erfolg. Drei weitere Siege folgten und insgesamt sieben aus den letzten zwölf Partien. Der schwache Saisonstart konnte aber nicht mehr wettgemacht werden. »Wir hatten uns emotional schon auf den Abstieg vorbereitet«, sagt Geissler, »wir standen ja lange genug ganz unten.«

Geht es nach dem Teammanager, soll der Abstieg nur ein Betriebsunfall bleiben. Dann wohnte dem Neuanfang tatsächlich ein Zauber inne: »Wir wollen auf jeden Fall gleich wieder aufsteigen.« Dafür, dass die Weißenfelser die sofortige Rückkehr schaffen können, sprächen laut Geissler zumindest die nackten Zahlen: »Wir wollen den Etat der Mannschaft um fünf Prozent steigern.« Ungewöhnlich für einen Absteiger.

Eine Sache bleibt dem MBC in der zweiten Liga erspart - Ärger mit den Fans. Ein Teil der Anhänger beklagte sich in den vergangenen Jahren fortwährend über die »Event Games«, Spitzensspiele gegen Alba und die Bayern etwa für die der Klub aus der heimischen Stadthalle in die größere Arena Leipzig umzog. »Ein Spiel in Leipzig ist kein Heimspiel«, schrieb ein User auf Facebook. »Die ›Event Games‹ waren notwendig«, rechtfertigt sich Geissler. Der Klub habe dort viele Partner und neue Fans für den Basketball begeistern können. Außerdem seien solche Spiele »wichtig für die Nachwuchsarbeit, um junge Basketballer zu uns zu holen.« Vielleicht helfen die ja schon beim Wiederaufstieg.

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