Blinde Flecken
Simon Poelchau über das Manifest des »Panama Papers«-Whistleblowers
Gesellschaften haben stets blinde Flecke, manche Sachen wollen sie nicht sehen. Es ist ein Abwehrmechanismus: Man selbst will sich als der Gute darstellen, nie als der Böse. Nun sind Gesellschaften keine monolithischen Blöcke, doch die Mechanismen, die in ihnen wirken, schaffen es eben, dass vieles im Verborgenen bleibt.
Der sich selbst John Doe nennende Whistleblower hat mit seinen »Panama Paper«-Leaks nun einen solchen Fleck sichtbar gemacht. Nämlich, dass die Reichen und Mächtigen keineswegs immer nur die Guten sind. Er hat die Verbindungen unzähliger Politiker und Prominenter zu Briefkastenfirmen ans grelle Licht der Öffentlichkeit gebracht. Vor allem aber zeigte er nun in seinem Manifest auf, wie solche Praktiken so lange im Geheimen bleiben konnten. Neben Politikern, die auf Spenden von Reichen angewiesen sind, und Behörden, die von gewählten Politikern kontrolliert und besetzt werden, waren es auch weite Teile der Medien, die wegen mangelnder Ressourcen oder - was viel schlimmer ist - wegen mangelndem Interesses ihrer Eigentümer, lange genug nicht nachgehakt haben.
All diese Instanzen bilden zumindest das öffentliche Bild der kapitalistischen Gesellschaften, die immer nur die Guten sein und von ihren blinden Flecken nichts wissen wollen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.