Schmerzmittel Meistertitel
FC Bayern knackt Rekorde, Stuttgart vor dem Abstieg
Berlin. Der deutsche Fußballrekordmeister FC Bayern München kann sich einen Spieltag vor Saisonende an Zahlen nur so berauschen: Mit dem 2:1-Sieg gegen den FC Ingolstadt konnte vorzeitig der 26. deutsche Meistertitel und der vierte Titelgewinn in Folge gefeiert werden, was noch keinem Klub zuvor gelungen war.
Bayern-Trainer Pep Guardiola ist zudem nach Udo Lattek und Ottmar Hitzfeld der dritte Bundesligatrainer, der dreimal nacheinander deutscher Meister wurde. Das 1:0 von Robert Lewandowski in Ingolstadt war das 250. Tor der Bayern im 101. Bundesligaspiel unter Guardiola. Der 27-jährige Pole könnte mit derzeit 29 Toren als erster Spieler seit 39 Jahren die 30-Tore-Marke in einer Saison knacken. Und schließlich winkt dem Rekordmeister am 21. Mai beim DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Borussia Dortmund das elfte Double in der Vereinsgeschichte. Auch das wäre selbstredend ein Rekord.
Trotz aller Bestwerte bleibt die Frage: Sind sie nur Trostpreise nach dem Ausscheiden im Halbfinale der Champions League? Die Bayern sehen den vierten Meistertitel am Stück als Genugtuung. Der Titel wirkte bei ihnen wie ein starkes Schmerzmittel. Ohne Meisterschale und Weißbierduschen jubelten sie angeführt von Thomas Müller zunächst mit einem Megafon auf dem Ingolstädter Rasen noch recht verhalten. Aber nach den ersten Bierchen in der Kabine steigerte sich die Laune auf der kurzen Heimfahrt mit dem Mannschaftsbus bis zur Late-Night-Party in einem Restaurant in der Münchner Innenstadt. Dort war zur Freude aller Beteiligten auch der erkrankte Sportvorstand Matthias Sammer dabei.
«Der Titel wird uns ein bisschen die Wunden schließen lassen, die es mit dem Champions-League-Aus ohne Frage gegeben hat», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Kapitän Philipp Lahm bestätigte nach der geschichtsträchtigen Leistung von vier Meistertiteln am Stück: «Dieser Rekord war unser großes Ziel. Pep Guardiola hat seiner Mannschaft drei Tage trainingsfrei gegeben. Erst danach wird die Arbeit wieder aufgenommen für die Abschiedsspiele des Trainers in Liga und Pokal.
Auf Abschied stehen die Zeichen derweil beim VfB Stuttgart. Es droht der zweite Bundesligaabstieg nach 1975. Die Mannschaft verlor nach einer erschreckend schwachen Vorstellung gegen Mainz mit 1:3 und kann sich nach der fünften Pleite in Serie aus eigener Kraft nicht mehr retten. Vermummte Zuschauer stürmten nach dem Spiel den Platz. Die Spieler konnten nur mit Hilfe von Sicherheitskräften in die Kabinen eskortiert werden.
Dagegen schaffte Aufsteiger Darmstadt mit dem 2:1 bei Hertha BSC den Klassenerhalt. Auch Augsburg verhinderte mit dem 1:1 bei Schalke 04 vorzeitig den Abstieg. Hoffenheim und Hamburg können trotz Niederlagen für die nächste Bundesligasaison planen. Bremen und Frankfurt duellieren sich am letzten Spieltag direkt um den rettenden 16. Platz. Agenturen/nd
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