Deutsche EM-Ruderer meistern Windlotterie

Acht Medaillen bei den Europameisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee / Siege für Männer-Achter und Doppelvierer der Frauen

  • Heinz Büse, Brandenburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Deutschland-Achter kämpft sich im Finale der Europameisterschaft auf dem Brandenburger Beetzsee durch Wind und Wellen und gewinnt den EM-Titel. Insgesamt kommt der Gastgeber zu acht Medaillen.

Dem Wind getrotzt, die Nerven bewahrt, den Erzrivalen geschlagen - der Deutschland-Achter hat zum Start in die olympische Goldmission Stärke demonstriert. Drei Monate vor dem Saisonhöhepunkt in Rio verwies das DRV-Paradeboot im Finale der Ruder-EM in Brandenburg Russland und den zuletzt übermächtigen Weltmeister Großbritannien auf die Plätze. Trainer Ralf Holtmeyer wertete den famosen Kraftakt seines Teams als Mutmacher für den Saisonhöhepunkt in Brasilien: »Solch ein Erfolg zum Start in das Olympiajahr ist super. Für uns war es wichtig, mal im Endspurt zu gewinnen.«

Unbeeindruckt von den schwierigen Bedingungen mit starken Böen über dem Beetzsee und hohen Wellen nahm die Crew um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) Revanche für die WM-Niederlagen gegen die Briten in den vergangenen drei Jahren. Nach mäßigem Start und dem letzten Rang bei der 500-Meter-Marke kam der Titelverteidiger Schlag für Schlag besser ins Rennen und fing die lange Zeit führenden Russen dank eines beherzten Schlussspurts kurz vor dem Ziel noch ab.

Angesichts der widrigen Begleitumstände wollte Steuermann Martin Sauer (Berlin) den vierten EM-Erfolg in Serie nicht überbewerten: »Bei diesen Bedingungen ist der Sieg nicht so viel wert.« Auch sein Teamgefährte Eric Johannesen (Hamburg) erwartet schon im nächsten Duell mit den Briten am Monatsende beim Weltcup in Luzern mehr Gegenwehr: »Das war schon sehr grenzwertig und ein bisschen Glückslotterie.«

Nicht nur der Achter scheint rechtzeitig vor Olympia auf gutem Kurs. Im Vergleich zur Medaillenbilanz (3/0/1) der vorigen EM in Poznan gewann die DRV-Flotte in den 14 olympischen Klassen beachtliche vier Medaillen mehr. Zwei Gold- und fünf Silbermedaillen sowie einmal Bronze stellten DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock zufrieden: »Das ist ein gutes Ergebnis. Wir freuen uns, dass wir mehr Breite gezeigt haben.«

Neben dem Achter sorgte der Frauen-Doppelvierer für Gold. Mit einer beeindruckenden Vorstellung untermauerte die Crew um Schlagfrau Lisa Schmidla ihre Favoritenstellung. Mehr Probleme als der um eine Bootslänge geschlagene Zweite aus Polen bereitete der starke Wind. »Das war das schwierigste Rennen meiner Karriere«, kommentierte die Krefelderin Schmidla und fügte selbstbewusst an: »Unser Hauptziel ist Gold in Rio.«

Für eine positive Überraschung sorgten Kerstin Hartmann (Ulm) und Kathrin Marchand (Leverkusen) im Zweier ohne Steuerfrau, der sich nur den Olympiasiegerinnen aus Großbritannien geschlagen geben musste. Weitere Silbermedaillen gingen an die beiden leichten und schweren Doppelzweier. Marcel Hacker (Magdeburg) und Stefan Krüger (Rostock) konnten mit ihrem zweiten Rang im Doppelzweier hinter Kroatien bestens leben. »Ich bin froh, dass ich bei diesen Bedingungen nicht ins Wasser gefallen bin«, scherzte Hacker.

Kopfzerbrechen bereiten die fünf Bootsklassen, in denen die Olympiatickets noch nicht gelöst sind. Vor allem für die beiden Einer dürfte es bei der Nachqualifikation vom 22. bis 24. Mai auf dem Luzerner Rotsee eng werden. Zwar verfügt der erst 19-jährige Philipp-André Syring (Magdeburg) über viel Potenzial, kam aber in Brandenburg nicht über den letzten Rang im B-Finale hinaus. Ähnliches gilt für Julia Richter (Berlin) als EM-10. Besser sind die Aussichten auf eine Olympiateilnahme für den Zweier ohne Steuermann (9.), den leichten Vierer ohne Steuermann (3.) und den Frauen-Achter (5.). dpa/nd

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