Bloß kein Favorit sein

Letztes Punktspiel als Finale: Thüringens Handballerinnen empfangen den HC Leipzig

  • Nicolas Stange
  • Lesedauer: 3 Min.
In Bad Langensalza kommt es am Sonnabend zu einem »Finale« um den Handballmeistertitel der Frauen: Am letzten Spieltag treffen die punktgleichen Teams des Thüringer HC und HC Leipzig aufeinander.

Ob die Handball Bundesliga Frauen (HBF) daran gedacht hatte? Mit der Modusänderung zur Saison 2014/15 im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2017 in Deutschland sollten die Spiele für die Nationalspielerinnen in der Bundesliga weniger und die Belastung reduziert werden. Der Meister sollte von nun an nicht mehr in den Playoffs ausgespielt werden, sondern am Ende einer Hin- und Rückrunde feststehen.

Nun kommt es am letzten Spieltag der Saison trotzdem zu einem »Finale« um die Meisterschaft. Der Tabellenführer Thüringer HC empfängt am Sonnabend den punktgleichen Konkurrenten aus Leipzig. Im letzten Spiel will der HC Leipzig den Titelverteidiger in der Tabelle noch überholen. Aufgrund der schlechteren Tordifferenz würde nur ein Sieg den Sachsen weiterhelfen. Dem THC reicht hingegen ein Unentschieden.

In der Vorbereitung auf das Spiel fordert Leipzigs Trainer Norman Rentsch zielstrebiges Arbeiten seiner Spielerinnen, um den sechsten Titel in Serie für den Thüringer Handballclub zu verhindern: »Wir wollen den Rhythmus aus den letzten Wochen mitnehmen. Wir haben schon oft gegen den Thüringer HC gespielt und machen deswegen auch keine Besonderheiten im Training.«. Zwar sieht er den THC als Favorit in der Begegnung, doch einen Leipziger Erfolg im »Finale« hält er ebenso für möglich.

Auf das Endspiel freut sich auch Herbert Müller. Der Trainer der Thüringerinnen bestreitet jeglichen Favoritenstatus seiner Mannschaft: »Wir sind sehr zufrieden, dass wir in so einem Finale dabei sind. Ich würde die Favoritenrolle trotzdem von uns weisen, weil sowohl Leipzig und Bietigheim einen viel besseren Kader für die Saison hatten.«

Doch die Dominanz der Thüringerinnen in den vergangenen fünf Jahren ist nicht zu bestreiten. Seitdem Müller den Verein 2010 als Cheftrainer übernahm, haben seine Handballerinnen jedes Mal den Titel gewinnen können. »Die Ausgeglichenheit der Liga ist sehr erfreulich, doch mit unseren Erfolgen in der Vergangenheit haben wir uns einen großen Vorsprung erarbeitet«, so umschreibt es Herbert Müller rückblickend.

Als selbstverständlich möchte der 51-Jährige die Erfolge nicht ansehen: »Wir haben als kleines gallisches Dorf Bad Langensalza die großen Römer geärgert.« Durch ihre Erfolgsserie in der Liga waren »die Gallier« auch international unterwegs. Gute Ergebnisse wie der Viertelfinaleinzug in dieser Champions-League-Saison haben die Attraktivität des Vereins deutlich steigen lassen. Die fünf neuen Spielerinnen , die vor der Saison verpflichtet wurden, kamen aus verschiedensten Ecken Europas. »Wenn man die Chance hat, internationale Spielerinnen zu holen, muss man das nutzen. Dennoch ist es auch für uns durch die finanziellen Gegebenheiten nur möglich, junge Spielerinnen zu verpflichten und sie weiterzuentwickeln«, sagt Müller zu den Transferentscheidungen des Vereins.

Ähnlich geht man auch beim früheren Serienmeister aus Leipzig vor. Im Durchschnitt sind die Handballerinnen dort drei Jahre jünger als die Thüringerinnen und haben noch weniger internationale Erfahrungen. Seit dem Gewinn ihres bisher letzten Meistertitels im Jahr 2010 konnten die Sächsinnen nicht mehr aus dem Schatten der Thüringerinnen treten. Dennoch sieht Rentsch seine Mannschaft in einer guten Entwicklung: »Der Weg ist noch nicht zu Ende. Wir haben viele junge Spielerinnen, die jetzt Anfang 20 sind und sich noch weiterentwickeln können. Wenn wir dann auch einen höheren Erfahrungsschatz haben, kann uns das auch in den nächsten Jahren weiterhelfen«, prophezeit Rentsch.

Für die Spitze der Handballbundesliga verspricht Rentschs Prophezeiung weiterhin reichlich Spannung. Zumal neben den beiden Ostvereinen auch die SG BBM Bietigheim als finanzstarker Verein aus Baden-Württemberg nach Titelweihen strebt. Ein Blick auf die Ausgangssituation vor dem letzten Spieltag 2015/2016 zeigt, dass es künftig nicht leichter werden wird, am Ende ganz oben zu stehen.

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