Nicht einmal britischer Humor
René Heilig über die Wichtigtuerei eines Verteidigungsministers
Derzeit sichern britische »Eurofighter« den Luftraum über den baltischen Staaten. Air Policing nennt man das. Weil die kleinen NATO-Verbündeten keine Luftwaffe haben, helfen andere nach einem Rotationsverfahren aus. Alles Routine. Doch kaum sind die Briten dran, schon wird der Russe frech. Jedenfalls sprach Londons Verteidigungsminister Michael Fallon von einem »aggressiven Akt« und ließ eine Presseerklärung darüber, wie die britischen Jets Russen abfangen mussten, in die Welt pusten. Bevor er das noch einmal tut - und so ganz nebenbei die Royal Air Force lächerlich macht -, sollte ihn sein Adjutant ins Röhrchen pusten lassen!
Was war geschehen? Drei russische Transportmaschinen - allesamt nicht gerade aus Hightech geschnitzt - flogen aus Russland über die Ostsee in die russische Exklave Kaliningrad. Das ist ihr gutes Recht und überdies Alltag. Sie hatten keinen Transponder an und waren zu keinem Dialog per Funk bereit. Beides muss man aus Sicht der Flugsicherheit bedauern, doch illegal ist daran nichts. Übrigens: Die NATO verhält sich ebenso - nur dass Wehklagen einsetzt, wenn russische Piloten sich per Fassrolle US-Aufklärungsflugzeuge mal genauer ansehen.
Weder diese Art von »Spaß« noch britischer Humor sind vertrauensbildende Maßnahmen. Doch genau die sind in dieser Region dringend.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.