Unter Zeitdruck zur Höchstleistung
Mit EM-Gold fahren die Synchronspringer Patrick Hausding und Sascha Klein nach Rio
Für das gemeinsame Ziel, die neunte Goldmedaille bei einer EM, verschwanden Patrick Hausding und Sascha Klein immer mal wieder. Die Wasserspringer verließen am Donnerstagabend während des Synchronwettkampfs mehrfach den Innenraum des Londoner Aquatics Centre, um in den Katakomben in der Sprunggrube gemeinsam zu üben. Dafür war vorher nämlich keine Zeit, musste Hausding doch direkt nach der Entscheidung vom Drei-Meter-Brett von der Zehn-Meter-Plattform antreten. »Zwei Kürsprünge habe ich diese Saison zum ersten Mal gemacht. Da war es gut, die Abläufe zu simulieren«, erklärte Hausding die ungewöhnliche Pendelei.
Erneut hatten die Weltmeister von 2013 wegen verschiedener Verletzungen wenig bis gar nicht zusammen trainieren können. Nun verabschiedet sich das Duo ungeschlagen von den Europameisterschaften. Bei neun gemeinsamen Teilnahmen gewannen sie neunmal Gold: Diese Serie dürfte für künftige Generationen kaum zu erreichen sein. »Wir haben uns ein bisschen legendär gemacht«, sagte Hausding. Die Erfolgsgaranten fingen die Lokalmatadoren Tom Daley und Daniel Goodfellow im letzten Sprung noch ab. Lediglich 0,96 Punkte lagen die Deutschen vor den Briten, bei denen die Punktrichter mit hohen Wertungen nicht geizten.
Auch ein ungewohnter Zeitplan, der Hausding nur zehn Minuten Eingewöhnung zwischen seinem fünften Platz vom Drei-Meter-Brett und den völlig anderen Anforderungen am Turm ließ, konnte den neunten Titelgewinn nicht stoppen. Die Olympischen Spiele im August sind nun das letzte große Ziel für die alten und neuen Europameister im Synchronspringen vom Zehn-Meter-Turm. Doch was passiert nach Rio? Vieles wird davon abhängen, ob die Erfolgskombination aus Berlin und Riesa nach Silber 2008 eine weitere Olympiamedaille holen kann. Kleins Karriereende nach den Spielen scheint nicht mehr so sicher zu sein.
Zwar betonten beide, es sei ihre letzte gemeinsame EM gewesen, doch ein Karriereende bei der WM 2017 hätte auch seinen Reiz: In Budapest gewann Hausding vor sechs Jahren als erster und bislang einziger Springer Medaillen in allen fünf Disziplinen. »Mit Sascha sprechen wir nach Olympia noch mal«, sagte Bundestrainer Lutz Buschkow. Auch Hausding beteuerte: »An mir liegt es nicht«. Klein hingegen wollte sich nicht eindeutig zu seinen Zukunftsplänen äußern: »Schauen wir mal.«
Nach ihrem Erfolg konnte sich das Duo ein breites Grinsen bei der Nationalhymne nicht verkneifen. Das lag auch an der etwas lieblos auf der Anzeigetafel eingeblendeten deutschen Flagge. »Eine digitale Fahne ist etwas unschön, ich hätte mir eine richtige gewünscht«, sagte Hausding lächelnd. Bei Olympia und einer WM wird es die wohl geben. dpa/nd
Ergebnisse der EM in London Männer, 3 m 1. Kusnezow (Russland) 497,90 Pkt. 2. Laugher (Großbritannien) 473,60 3. Kwascha (Ukraine) 463,85 5. Hausding (Berlin) 433,05 9. Wolfram (Dresden) 384,50
Männer, Synchron, Turm 1. Hausding/Klein (Berlin/Riesa) 445,26 Pkt. 2. Großbritannien 444,30 3. Ukraine 429,75
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.