Werbung

Grüne Realos wollen keine Vermögensteuer

Andreae warnt vor Abwanderung von Unternehmen: Dann »wären die Jobs weg« / Studie der Ebert-Stiftung: 91 Prozent der Grünen-Anhänger für höhere Steuern auf hohe Einkommen oder große Vermögen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Wahlkampf 2017 könnte eine starke verteilungspolitische Note haben. Bei den Grünen ist nun bereits der Konflikt zwischen linkem Flügel und Realos über die Vermögensteuer ausgebrochen. Während der Flügel um Fraktionschef Anton Hofreiter und Parteichefin Simone Peter an der Einführung einer derartigen Abgabe festhält, warnt Grünen-Fraktionsvize Kerstin Andreae vor einem Beharren auf solchen Forderungen. Man dürfe zwar »nicht die Augen davor verschließen, dass Wenige viel haben und sehr Viele wenig«, und dass »unser Gemeinwesen gerecht finanziert werden muss«, sagte Andreae dem »Handelsblatt«. Doch bei der Vermögenssteuer sei »Vorsicht geboten«. Denn wenn Unternehmen darauf mit Abwanderung reagierten, »wären die Jobs weg«, warnt sie. Damit würden dann auch die erhofften Steuermehreinnahmen wieder sinken.

Hofreiter plädierte für die Einführung einer Vermögenssteuer, will aber Menschen mit einem Jahreseinkommen bis zu 80.000 Euro verschonen. »Ich will diejenigen, die 60.000, 70.000, 80.000 Euro im Jahr verdienen, nicht zusätzlich belasten«, sagte er der »Süddeutschen Zeitung«. Hofreiter hielt zudem Freibeträge von einer Millionen Euro für Privatvermögen und fünf Millionen Euro für Betriebsvermögen für sinnvoll. »Der jährliche Steuersatz könnte bei einem Prozent liegen.« Hofreiter erhofft sich davon Einnahmen von 10 bis 15 Milliarden Euro im Jahr.

In einer aktuellen Umfrage der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung hatten 90 Prozent der befragten Grünen-Anhänger erklärt, »die soziale Ungleichheit in Deutschland ist mittlerweile zu groß«. 77 Prozent derjenigen, die 2013 die Partei gewählt hatten, sagten zudem, »das Ausmaß der sozialen Ungleichheit schadet langfristig der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland«. Für höhere Steuern für Privatpersonen mit hohem Einkommen oder großem Vermögen sprachen sich in der Studie insgesamt 76 Prozent aus - unter den Grünen-Anhängern votierten sogar 91 Prozent dafür. nd/Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -