Folter und Verschleppungen in der Ostukraine

Menschenrechtsorganisationen dokumentierten mehr als 4000 Fälle

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In der umkämpften Ostukraine werden einem Medienbericht zufolge deutlich mehr Menschen verschleppt und gefoltert als bisher bekannt. Wie der Deutschlandfunk am Mittwoch berichtete, haben ukrainische Menschenrechtsorganisationen mehr als 4000 Fälle von Verschleppungen und Folter dokumentiert. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher sein. Zu den Opfern gehören dem Bericht zufolge Zivilisten und Angehörige von militärischen Verbänden.

Die 17 ukrainischen Menschenrechtsorganisationen, auf die sich der Deutschlandfunk bei seinen Recherchen stützt, haben in den ostukrainischen Rebellenregionen Donezk und Luhansk mindestens 79 Foltergefängnisse ausgemacht. Die weit überwiegende Zahl der Misshandlungen findet demnach auf Seiten der prorussischen Rebellen statt. Auch russische Staatsangehörige seien daran beteiligt, hieß es. 58 Russen seien namentlich bekannt.

Verschleppungen und Folter wurden demnach aber auch auf ukrainischer Seite verzeichnet. In diesen Fällen ermittelt dem Bericht zufolge bereits die Staatsanwaltschaft. Die Menschenrechtsorganisationen wollen die von ihnen dokumentierten Opfer- und Zeugenbefragungen zudem an das Internationale Kriegsverbrechertribunal (IStGH) in Den Haag weiterleiten.

Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), zeigte sich »tief geschockt« über den Bericht und forderte ein gerichtliches Vorgehen. Es gebe zwar schon seit Langem Berichte über Tötungen, Verschleppungen, Folter, Zwangsarbeit, Erniedrigungen, Scheinerschießungen und Vergewaltigungsdrohungen in der Ostukraine, sagte Erler im Deutschlandfunk. Bisher sei aber die Beweislage schwierig gewesen. Nun gebe es jedoch genaue Dokumentationen und Klarnamen, die dem IStGH vorgelegt werden könnten. Wichtig sei auch die Erkenntnis, »dass russische Militärangehörige involviert sind in diese Verbrechen«.

Der LINKE-Fraktionsvize Wolfgang Gehrcke forderte eine internationale unabhängige Expertenkommission zur Untersuchung der Foltervorwürfe. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -