Würzburg hört auf Hollerbach
Die Kickers gehen als Überraschungsdritter der 3. Liga in die Relegationsspiele gegen den MSV Duisburg
Bernd Hollerbach hatte mal wieder den richtigen Riecher. Als sich der Trainer der Würzburger Kickers am vergangenen Sonnabend entscheiden musste, welchen von drei möglichen Gegnern er für die Relegationsspiele um den Zweitligastartplatz für die kommende Saison beobachten soll, wählte er den MSV Duisburg. So fuhr er nach dem letzten Drittligaspiel seiner Mannschaft von Magdeburg ins Ruhrgebiet. Nach dem Sieg des MSV am Sonntag gegen RB Leipzig stand das Duell fest: An diesem Freitag empfängt der Drittligadritte Würzburg die Duisburger, am kommenden Dienstag findet das Rückspiel beim Drittletzten der 2. Bundesliga statt.
Bernd Hollerbach macht derzeit vieles richtig. Seit zwei Jahren ist er Cheftrainer in Würzburg. Seine Rückkehr war die erste von vielen richtigen Entscheidungen bei den Kickers in den vergangenen zwei Jahren: Hollerbach wollte nach sechs Jahren als Co-Trainer unter Felix Magath wieder als Cheftrainer arbeiten. Gleich im ersten Jahr stieg er mit den Kickers nach den Relegationsspielen gegen den 1. FC Saarbrücken aus der Regionalliga in die 3. Liga auf. Die Würzburger Klubverantwortlichen hatten dafür einen Dreijahresplan vorgesehen. In der neuen Spielklasse führte er den unterfränkischen Fußballklub in dieser Saison überraschend auf Platz drei. Sensationell wäre ein weiterer Aufstieg: Den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga gelang bislang nur RasenBallsport Leipzig. Der Unterschied: Würzburg hat einen der kleinsten Drittligaetats.
Egal, wen man bei den Kickers fragt, es gibt immer nur eine Antwort: Bernd Hollerbach. »Er ist zweifelsfrei der allerwichtigste Mann. Man sieht auf dem Platz, dass alles geregelt ist. Jeder weiß haarklein, was zu tun ist«, sagt Robert Wulnikowski. Der Torhüter ist selbst Teil der überzeugenden Defensive: 25 Gegentore in 38 Saisonspielen, besser war nur Aufsteiger Aue. Die drittbeste Abwehr hatte Drittligameister Dresden, kassierte aber zehn Tore mehr als Würzburg.
»Der Trainer weiß immer, wie er uns einstellen muss«, sagte Elia Soriano vor den Relegationsspielen. Bei dem 26-jährigen Stürmer lag Hollerbach auch mal wieder richtig. In der Winterpause holte er ihn vom Ligarivalen Stuttgarter Kickers, seitdem traf Soriano acht Mal in 13 Partien und trug so maßgeblich zur überragenden Rückrunde bei. Seit zwölf Spielen sind die Kickers ungeschlagen, 2016 gab es erst eine Niederlage.
Und Bernd Hollerbach selbst? Er fühlt sich wohl. Vor 46 Jahren wurde er in Würzburg geboren. Über die Kickers schaffte er als Spieler 1991 den Sprung in den Profifußball. Dafür sei er immer noch dankbar und »kann jetzt etwas zurückgeben«.
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