Verdrängte Verzweiflung
Sebastian Bähr zur Räumung des Flüchtlingslagers von Idomeni
Die Räumung des Lagers von Idomeni ist im Kleinen der Ausdruck der gescheiterten Asylpolitik. Nicht nur für ein überfordertes Griechenland, sondern für die gesamte Europäische Union. Keine Schönfärberei: Die Lebensbedingungen in dem improvisierten Flüchtlingslager sind miserabel, die Hitze des Sommers verspricht keine Besserung.
Doch Berichten von Hilfsorganisationen zufolge sind die offiziellen Lager auch keine Alternative. Laut Amnesty International fehlt es dort an Privatsphäre und sanitären Einrichtungen. Die Ausstattung der abgelegenen Orte ist bestenfalls mangelhaft. Kein Wunder, dass viele das chaotische Camp vorgezogen haben. Idomeni versprach in einer bedrückenden Situation einen Hauch von Selbstbestimmung. Trotz der Schließung der Westbalkanroute lebte vor Ort die Hoffnung, noch weiterreisen zu können.
Die Flüchtlinge waren jedoch nicht freiwillig dort. Sie kamen schlicht zu spät, als die Grenzen der Festung Europa bereits dicht waren. Das Elend war in Folge sichtbar in Idomeni - für helfende Hände und auch für die EU-Verantwortlichen. Die europäische Gemeinschaft schaffte es jedoch weder, sich auf eine gerechte Verteilung der Asylsuchenden zu einigen noch die Fluchtursachen zu bekämpfen. Nun soll es das alleingelassene Griechenland mit einer möglichst geräuschlosen Verlegung der Verzweifelten richten. Die EU versucht die Krise zu verdrängen. Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge stehen dabei ganz hintenan.
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