Verdrängte Verzweiflung

Sebastian Bähr zur Räumung des Flüchtlingslagers von Idomeni

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Räumung des Lagers von Idomeni ist im Kleinen der Ausdruck der gescheiterten Asylpolitik. Nicht nur für ein überfordertes Griechenland, sondern für die gesamte Europäische Union. Keine Schönfärberei: Die Lebensbedingungen in dem improvisierten Flüchtlingslager sind miserabel, die Hitze des Sommers verspricht keine Besserung.

Doch Berichten von Hilfsorganisationen zufolge sind die offiziellen Lager auch keine Alternative. Laut Amnesty International fehlt es dort an Privatsphäre und sanitären Einrichtungen. Die Ausstattung der abgelegenen Orte ist bestenfalls mangelhaft. Kein Wunder, dass viele das chaotische Camp vorgezogen haben. Idomeni versprach in einer bedrückenden Situation einen Hauch von Selbstbestimmung. Trotz der Schließung der Westbalkanroute lebte vor Ort die Hoffnung, noch weiterreisen zu können.

Die Flüchtlinge waren jedoch nicht freiwillig dort. Sie kamen schlicht zu spät, als die Grenzen der Festung Europa bereits dicht waren. Das Elend war in Folge sichtbar in Idomeni - für helfende Hände und auch für die EU-Verantwortlichen. Die europäische Gemeinschaft schaffte es jedoch weder, sich auf eine gerechte Verteilung der Asylsuchenden zu einigen noch die Fluchtursachen zu bekämpfen. Nun soll es das alleingelassene Griechenland mit einer möglichst geräuschlosen Verlegung der Verzweifelten richten. Die EU versucht die Krise zu verdrängen. Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge stehen dabei ganz hintenan.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.