Wirtschaftsvisite am persischen Golf
Östliche Bundesländer wollen Export in den Iran ankurbeln
Aus Sonne und Wind Energie gewinnen: Die »Rohstoffe« dazu sind vorhanden im Iran; und wo sich die erforderliche Technik im Osten Deutschlands bestellen lässt, das will eine Delegation aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt interessierten Gesprächspartnern der Wirtschaft in Teheran und Isfahan während eines fünftägigen Besuchs vermitteln. Erneuerbare Energien dürften ein willkommenes Thema sein im Land zwischen Persischem Golf und Kaspischem Meer, denn: Den eigenen Energieschatz, das Erdöl, exportiert der Iran lieber, ist es doch die Haupteinnahmequelle.
Kleinere und mittelständische Unternehmen östlich der Elbe sehen nun eine neue und auch lohnende Einnahmequelle im Export deutscher Produkte in den Iran. Er war jahrzehntelang wirtschaftlich isoliert gewesen, bis die Internationale Atomenergiebehörde im Januar den Rückbau des iranischen Atomprogramms bestätigt hatte. In dem vorderasiatischen Land bestehe großer Nachholbedarf an Investitionsgütern, betonte Andreas Kraus, Sprecher der Indus- trie- und Handelskammer (IHK) Schwerin, gegenüber »nd«. Die Kammer habe die Idee der Wirtschaftsreise entwickelt, Sachsen-Anhalt und Sachsen erfuhren von dem Projekt, meldeten sogleich Interesse an.
Wenn die Unternehmer am Sonntag bei 35 Grad im Schatten im Iran landen werden, haben sie nicht nur Informationen zur Energietechnik im Gepäck. Das Angebotsspektrum, so Kraus, umfasse unter anderem Erzeugnisse für die Lebensmittelindustrie, für Maschinen- und Anlagenbau, Umwelttechnik sowie die Gesundheitswirtschaft.
Begleitet werden die Firmenchefs von Repräsentanten der politischen Ebene, mit dabei Energieminister Christian Pegel (SPD) und Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Rudolph aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Land hat dank seiner Stärken im Agrarsektor gegenüber den Mitreisenden einen Vorsprung in punkto Iran-Export. Er summierte sich schon 2015 auf 204 Millionen Euro. Der Iran liege damit auf Platz 13 der Exportpartner des Landes, erklärt Gunnar Bauer, Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Schwerin. Hauptausfuhrgüter waren Weizen mit 81 Prozent und Gerste mit 17 Prozent des Exportvolumens.
Doch nicht nur als Lieferant von Feldfrüchten möchte sich Mecklenburg-Vorpommern dem Iran empfehlen. Staatssekretär Rudolph will in politischen Gesprächen vor allem die Kompetenzen heimischer Unternehmen in den Bereichen maritime Industrie, Ernährung und Medizintechnik vorstellen. »Die Volkswirtschaft Irans öffnet sich momentan der Welt«, konstatiert Rudolph. Auch Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern verfügten über international gefragtes Know-how als Eintrittskarte auf diesen Markt, es sei Zeit, diese Karte einzulösen.
Dasselbe erhafft man sich in Sachsen, dessen Exporte sich im vergangenen Jahr mit knapp 50 Millionen Euro noch bescheiden darstellten. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) fliegt mit nach Teheran. Er hofft auf Verbesserungen, sieht große Potenziale, schränkt aber ein: »Man muss da realistisch bleiben, wir stehen noch ganz am Anfang.«
Dort steht auch Sachsen-Anhalt, wo der Export in den Iran 2015 bei knapp 19 Millionen Euro lag. Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD), dessen Staatssekretär Thomas Wünsch der Delegation angehört, gibt sich optimistisch: Der sich öffnende Markt im Iran biete »enorme Chancen«.
Mögliche Chancen dort hatten schon vor zwei Wochen Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) an der Spitze einer Delegation nach Teheran gelockt. Dort seien aussichtsreiche Gespräche zu künftigen Hochschul- und Wirtschaftskooperationen geführt worden, berichtete der Ressortchef nach dem Rückflug und bekundete hoffnungsvoll: »Darauf lässt sich aufbauen.«
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