AfD-Gauland empört mit Boateng-Beleidigung

Schwarze als Fußballer, aber nicht als Nachbarn: Justizminister Maas nennt Äußerung »niveaulos und inakzeptabel« / Grünen-Politikerin Rothe-Beinlich: »Das Problem heißt Rassismus«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Rechtsaußen-Partei AfD sorgt weiter für Empörung. Eine Äußerung von Parteivizechef Alexander Gauland wurde als rassistische Beleidigung gegen den deutschen Fußballspieler Jérôme Boateng scharf kritisiert. Gauland sagte über den Innenverteidiger von Bayern München, dieser werde zwar als Spieler der Nationalmannschaft geschätzt; dies bedeute aber nicht, dass er nicht als fremd empfunden werde. Boateng ist in Berlin geboren und aufgewachsen, sein Vater ist Ghanaer, seine Mutter Deutsche. »Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben«, sagte Gauland in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. Dieser wies inzwischen die Darstellung zurück.

DFB-Präsident Reinhard Grindel reagierte dennoch mit Entsetzen. Es sei »einfach geschmacklos«, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft »für politische Parolen zu missbrauchen«. Millionen Menschen liebten die Nationalmannschaft, »weil sie so ist, wie sie ist«, sagte Grindel. Boateng sei ein »herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich übrigens auch gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche ein Vorbild ist«. Auch der Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, wandte sich gegen Gaulands Bemerkungen. »Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Äußerungen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine«, sagte Bierhoff dem Blatt.

Bundesjustizminister Heiko Maas nannte Gaulands Äußerung »einfach nur niveaulos und inakzeptabel«. Im Kurznachrichtendienst Twitter reagierte der SPD-Politiker mit den Worten: »Wer so redet, entlarvt sich selbst - und das nicht nur als schlechter Nachbar.« Die Grünen-Politikerin Astrid Rothe-Beinlich erklärte mit Blick auf Gauland, »das Problem heißt Rassismus«. Ihr Parteikollege Jürgen Kasek sagte, die Beleidigung des Fußballers mache deutlich, »dass die AfD die NPD in Nadelstreifen ist: Menschenfeinde«. Der Linken-Politiker Oliver Höfinghoff nannte Gauland einen »widerwärtigen Rassisten«. Er »verachte alle, die so jemanden gewählt haben zutiefst«.

AfD-Vize Alexander Gauland hat den Vorwurf zurückgewiesen, den Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng fremdenfeindlich beleidigt zu haben. »Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten«, teilte Gauland am Sonntag mit. Zuvor hatte ihn die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« (F.A.S.) mit dem Satz zitiert: »Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.« Gauland behauptet nun, er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, »aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert«. Die Parteivorsitzende der rechtspopulistischen AfD, Frauke Petry, entschuldigte sich bei Boateng und verwies auf Erinnerungslücken ihres Stellvertreters: »Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist.« Agenturen/nd

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