Vertrieben am Hindukusch
Olaf Standke über mehr Binnenflüchtlinge in Afghanistan
Mehr Menschen denn je fliehen in Afghanistan vor Krieg und Gewalt. Mit 1,2 Millionen habe sich ihre Zahl seit 2012 verdoppelt, so Amnesty International. 2,6 Millionen suchten zudem Schutz im Ausland. Eine verheerende Bilanz, hinter der auch eine desaströse Politik der USA und ihrer Verbündeten steht. Nach dem gescheiterten Feldzug gegen die Taliban und ohne nachhaltiges Konzept für die Zeit nach Abzug der NATO-Truppen scheint man nun die schwer unter den Kriegsfolgen leidende Zivilbevölkerung zu vergessen, denn die internationalen Spenden für die Menschen am Hindukusch schrumpfen rapide.
Obwohl die UNO für 2016 mit 393 Millionen Dollar um die geringste Summe seit Jahren gebeten hat, sei der Appell bis Mai mit weniger als 25 Prozent stark unterfinanziert. Hinzu kommt, dass eine korrupte Regierung in Kabul zwar Unterstützung für die Vertriebenen versprach, doch fehlt es weiterhin am Nötigsten. Immer wieder werden sogar Notcamps der Flüchtlinge geräumt und zerstört.
Washington hat auf all das offensichtlich nur eine Antwort: die Enthauptung der Talibanführung. Dass man die militärisch längst wieder vorrückenden radikalen Islamisten so zu den dringend notwendigen Verhandlungen bringt, bezweifeln Afghanistanexperten jedoch stark. Zumal der neue Talibanchef ein noch schärferer Hardliner sein soll als sein getöteter Vorgänger.
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