Diesmal zu laut gebrüllt
Roland Etzel zu den Beschimpfungen aus Ankara
Es wäre eine Untertreibung, dem türkischen Präsidenten Erdogan lediglich große rhetorische Fähigkeiten zu bescheinigen. Eher sollte man ihn einen begnadeten Demagogen nennen. Er selbst wird darin wohl nicht einmal einen Unterschied erkennen wollen. Tatsächlich macht Erdogan derzeit an Beleidigungen, hanebüchenen Unterstellungen und nicht zuletzt dreisten Lügen kein Amtskollege etwas vor.
Das wurde von den Partnern der Türkei stets mehr oder weniger hingenommen. Man ließ den Lautsprecher vom Bosporus belfern in der Gewissheit, dass für die Klärung von Sachfragen auch verständige türkische Politiker zur Verfügung stehen. Doch wo sind die, seit Erdogan die Regierung von Ministerpräsident Davutoglu in die Wüste schickte?
Erdogan ahnt, dass es auch nach seinen Ausfällen gegenüber der EU und der primitiven antideutschen Brüllerei mit Beziehungen zu Europa weitergehen muss und lässt seinen neuen Premier deshalb auch etwas mildere Töne aussenden. Doch das ist diesmal allzu durchsichtig. Yildirim gilt als konturloser Epigone des Präsidenten und ist als Politiker kaum ernstzunehmen. Berlin und Brüssel sind gut beraten, wenn sie Erdogan nicht gestatten, sich über einen seiner Hofnarren bei den mit Dreck beworfenen Partnern zu entschuldigen.
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