Klimaschutz im Ausland
Norwegen will bis 2030 CO2-neutral werden - vor allem durch Regenwaldschutz
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: klimaneutral in 14 Jahren. An diesem Dienstag wird das norwegische Parlament »Storting« voraussichtlich mit den Stimmen aller Parteien beschließen, das bisherige Ziel, 2050 klimaneutral zu werden, auf 2030 vorzuziehen. Zuvor bestand der Plan, bis zu diesem Zeitpunkt den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase um 40 Prozent gegenüber dem Kyoto-Referenzjahr 1990 zu reduzieren.
Mit dem Erreichen des neuen Ziels wäre Norwegen das erste Land Europas, das nicht mehr Treibhausgase ausstößt, als an anderer Stelle eingespart wird. In einer Klausel des Beschlussantrages heißt es, dass Norwegen sein Ziel um zwei Jahrzehnte vorziehen soll, soweit internationale Klimaabkommen bestehen, »in denen andere entwickelte Länder ambitionierte Verpflichtungen auf sich genommen haben«. Im Vorfeld der Abstimmung befanden die umweltpolitischen Experten aller Parteien, dass das Ende 2015 von 175 Ländern unterzeichnete UN-Klimaabkommen von Paris ausreichend Grund dafür ist.
Das Pariser Abkommen sieht die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius vor, möglichst auf unter 1,5 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Niveaus. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, müssen die Treibhausemissionen weltweit zwischen 2045 und 2060 auf Null zurückgefahren werden. Erreichbar sei dieses Ziel nur mit einer sehr konsequenten und sofort einsetzenden Klimaschutzpolitik. Denn das Fenster zur Beeinflussung der Erderwärmung schließe sich schnell, hieß es zur Begründung.
Das mit seinen rund 385 000 Quadratkilometern flächenmäßig große Norwegen ist mit gut fünf Millionen Einwohnern sehr dünn besiedelt. Zudem ist es ein Land, in dem Elektroautos besonders weit verbreitet sind. Strom bezieht es aus seinen Wasserkraftwerken. Gleichzeitig sorgt Norwegen aber als eine der führenden Exportnationen für Öl und Gas weltweit indirekt stark für die Belastung des Weltklimas.
Seine Klimabilanz will das skandinavische Land weniger durch Maßnahmen daheim, sondern vor allem durch Aufkauf von Emissionsrechten in der EU und weltweit neutral machen. In der norwegischen Wirtschaft hat sich diese Praxis bereits eingebürgert - der Aufkauf von Emissionsrechten wird dort als preiswerter angesehen, als den eigenen Schadstoffausstoß zu reduzieren.
Das Land engagiert sich aber bereits seit Jahren und mit viel Geld für den Schutz der Regenwälder. Es ist seit einem kürzlich vollzogenen Beschluss auch der erste Staat der Welt, der sich das Ende der globalen Entwaldung ausdrücklich zum Ziel gesetzt hat. Staatlich eingekaufte Waren oder Dienste dürfen nun nicht mehr mit der Zerstörung von Wäldern zu tun haben. Vor allem auch der staatliche norwegische Ölfonds, größter Staatsfonds der Welt und einer der weltweit kapitalstärksten Großanleger, achtet bereits genau darauf, keine klimaschädlichen Investitionen zu tätigen.
»Dies ist ein wichtiger Sieg im Kampf um den Schutz des Regenwalds«, kommentierte Nils Ranum von der norwegischen Regenwald-Stiftung. In den letzten Jahren hätten zahlreiche norwegische Firmen die Beschaffung von Rohstoffen und Gütern gestoppt, die mit der Zerstörung von Regenwald in Verbindung stünden. »Bisher gibt es keine andere Regierung, die diesem guten Beispiel gefolgt ist«, so Ranum.
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