Griezmann und Payet erlösen Frankreich spät

Unser Newsblog zum Turnier +++ Tag 6 der Fußball-EM 2016 in Frankreich +++ Die Spiele heute: Russland - Slowakei 1:2, Rumänien - Schweiz 1:1, Frankreich - Albanien 2:0 / Französischer Botschafter in Moskau einbestellt

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Sepp Blatter deutet an, dass bei Auslosungen für frühere Turniere womöglich getrickst wurde - mit einem ganz einfachen Mittel. Die Fußballwelt schaut aber auf Lille, wo heute Russland auf Bewährung spielt.

Update 22.50 Uhr: Glückliches Ende für die Gastgeber
Gastgeber Frankreich hat durch einen späten 2:0-Sieg gegen Albanien als erstes Team vorzeitig das Achtelfinale bei der Fußball-Europameisterschaft erreicht. Antoine Griezmann (90. Minute) und Dmitri Payet (90.+5) bewahrten die Équipe tricolore am Mittwoch im Stade Vélodrome von Marseille vor einer Blamage. Wie beim mühsamen 2:1-Auftakterfolg gegen Rumänien blieb die Mannschaft von Didier Deschamps erneut unter ihren Möglichkeiten, hat als Tabellenführer der Gruppe A (6 Punkte) aber bereits die K.o.-Runde sicher. Im abschließenden Vorrundenspiel treffen die Franzosen am Sonntag auf die Schweiz.

Update 22.00 Uhr: Präfektur meldet 16 Festnahmen in Lille - Vier Fans ausgewiesen
Rund um das EM-Spiel Russland gegen Slowakei sind in Lille 16 Menschen festgenommen worden. Darunter seien auch sechs Russen, die an den Ausschreitungen in Marseille am vergangenen Samstag beteiligt waren, teilte die Präfektur des Départements Nord am Mittwochabend mit. Zudem wurde ein Zug aus London auf dem Weg nach Calais gestoppt und fünf Insassen wegen Trunkenheit festgenommen. Der Präfekt ordnete die Ausweisung dreier Russen und eines Ukrainers wegen Störung der öffentlichen Ordnung an.

Zu den Zusammenstößen mit englischen Fans am Abend, bei denen die Polizei auch Tränengas einsetzte und mindestens zwei Menschen verletzt wurden, äußerte die Behörde sich nur knapp. Die Polizei habe eine Gruppe von etwa 300 englischen Fans gestoppt, die sich in der Innenstadt bewegten, wo sich auch russische Fans aufhielten. Die Gruppe habe sich danach zerstreut.

Update 19.55 Uhr: Ausschreitungen in Lille
Nach Russlands 1:2-Pleite der bei Fußball-EM gegen die Slowakei ist es in Lille erneut zu Ausschreitungen gekommen. In der Innenstadt ging die französische Polizei gegen englische Fans vor und setzte Tränengas ein. Dabei wurde mindestens eine Person verletzt. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Im Vorfeld des Risikospiels zwischen Russland und der Slowakei waren zehn Personen in Lille vorübergehend festgenommen worden.

Da schon am Donnerstag das Spiel zwischen England und Wales im nur 40 Kilometer entfernten Lens steigt, sind zahlreiche Fans aus Großbritannien in der nordfranzösischen Stadt. Nach den Krawallen von Marseille waren erneute Zusammenstöße zwischen russischen und englischen Hooligans befürchtet worden.

Am Dienstagnachmittag hatte es einen ersten Zwischenfall in Lilles Innenstadt gegeben. Laut AFP saßen britische Fans vor und in einem Café, sangen lautstark und tranken, als Vermummte begannen, mit Flaschen und Stühlen zu werfen. Einige trugen T-Shirts mit der Aufschrift »Orel Butchers«, einer Ultravereinigung von Lokomotive Moskau. In diesem Zusammenhang nahm die Polizei zwei Russen und zwei Ukrainer in Gewahrsam, sechs weitere Personen wurden später wegen weiterer Auseinandersetzungen festgesetzt.

Update 17.00 Uhr: Russland bestellt französischen Botschafter nach Festnahme von Fans bei EM ein
Nach der Festnahme von mehr als 40 russischen Fans bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat das Außenministerium in Moskau den französischen Botschafter einbestellt. Bei dem Gespräch mit Jean-Maurice Ripert sei deutlich gemacht worden, dass ein »weiteres Schüren von anti-russischer Stimmung« die »Atmosphäre der russisch-französischen Beziehungen deutlich belasten« könne, warnte das russische Außenministerium am Mittwoch in einer Mitteilung.

Am Dienstag waren 43 russische Fußballfans auf dem Weg nach Lille zum nächsten EM-Spiel festgenommen worden. Ihr Bus wurde angehalten, dann wurden sie nach Marseille zurückgebracht. Später kamen elf der 43 Festgenommenen wieder frei, alle anderen blieben in Gewahrsam.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Festnahmen am Mittwoch als »absolut inakzeptabel«. Die französischen Behörden hätten außerdem ihre Pflicht verletzt, die russische Botschaft oder das Konsulat darüber zu informieren. Die russischen Diplomaten hätten von den Festnahmen erst aus sozialen Netzwerken erfahren. Lawrow warnte davor, »die Augen davor zu verschließen«, dass es auch Provokationen von Fans anderer Nationen gegeben habe.

Update 15.10 Uhr: Vermisster irischer Fan gefunden
vom irischen Fußball-Verband (FAI) bei der EM in Frankreich als vermisst gemeldete Fan ist gefunden worden. Der 19-Jährige sei sicher, ihm gehe es gut, teilte die irische Botschaft in Paris am Mittwoch via Twitter mit. Er hatte am Dienstag um die Mittagszeit sein Hotel im Pariser Stadtteil Montmartre alleine verlassen und war seitdem nicht mehr gesehen worden. Der junge Mann war am Sonntag mit seinem Vater und einem weiteren Familienmitglied in Paris angekommen, hatte am Montag die Partie Irland gegen Schweden im Stade de France von Saint-Denis gesehen und sollte am Dienstag wieder nach Hause fliegen. Verbandschef John Delaney hatte der Familie nach FAI-Angaben jede Unterstützung zugesichert.

Update 14.15 Uhr: Irischer Fußball-Verband ruft zu Suche nach vermisstem Fan auf
Der irische Fußball-Verband (FAI) hat zur Suche nach einem bei der EM vermissten Fan aufgerufen. Ein 19 Jahre alter Fan habe am Dienstag um die Mittagszeit sein Hotel im Pariser Stadtteil Montmartre alleine verlassen und sei seitdem nicht mehr gesehen worden, teilte die FAI am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. Der junge Mann war am Sonntag mit seinem Vater und einem weiteren Familienmitglied in Paris angekommen, hatte am Montag die Partie Irland gegen Schweden im Stade de France von Saint-Denis gesehen und sollte am Dienstag wieder nach Hause fliegen. Verbandschef John Delaney sicherte der Familie nach FAI-Angaben jede Unterstützung zu.

Überhitzte Gemüter und abgekühlte Loskugeln

Nach den Favoritenstürzen und toller Stimmung auf den Rängen gestern geht heute der Blick zunächst wieder weg aus den den Stadien: Was tun gegen Hooligans? Nachdem die überforderten französischen Polizisten wegen der Straßenschlachten am vergangenen Sonnabend in Marseille nicht einen einzigen russischen Fan festsetzen konnten, wurden die Behörden am Dienstag noch einmal tätig: Sie setzten in Nizza, Marseille und Cannes insgesamt 35 Russen fest, denen nun die Abschiebung droht. Am Mittwoch treten die russischen Fußballer in Lille gegen die Slowakei an. Die Furcht vor Ausschreitungen russischer Fans ist groß, in diesem Fall würde das Team aus dem Turnier ausgeschlossen werden.

Auch Paris ist in diesen Tagen noch aufgeregter und hektischer als sonst: Streiks, Terrorgefahr, Fußball-EM. In »En Passant - das EM-Tagebuch« schreibt Alexander Ludewig über das Leben dort – und schmerzhafte Erfahrungen in Paris.

Die Deutschen hatten traditionell weder das taktische Feintuning noch die technische Brillanz, an der Schönheit teilzuhaben. Unter Löw aber wurden bald sämtliche Elemente des modernen Fußballs aufgenommen. Das furchtbarste, was sich über den WM-Sieg 2014 sagen lässt, ist, dass er verdient war. Seitdem ist die Welt aus den Fugen, und es wird schwer, die eingeübte Abneigung gegen diese Elf durchzuhalten, meint Felix Bartels in »Kopfball – die EM-Kolumne«.

Wer hat heute wie gegen wen gespielt und wer muss noch?

Russland droht bei der EM auch sportlich das Aus. Die Sbornaja, die in Frankreich wegen ihrer randalierenden Anhänger nur noch auf Bewährung spielt, bekam von der Slowakei einen Dämpfer der unerwarteten Art: Nach dem 1:2 (0:2) gegen den kaltblütigen EM-Neuling, der seine wenigen Chancen eiskalt nutzte, muss der WM-Gastgeber von 2018 sein letztes Gruppenspiel gegen Wales auf jeden Fall gewinnen, um noch eine Chance aufs Achtelfinale zu haben.

Die schlaflosen Nächte bereiteten den Russen Vladimir Weiss und Marek Hamsik. Weiss, der einer slowakischen Fußball-Dynastie entstammt, traf in der 32. Minute nach Vorarbeit von Hamsik wie aus dem Nichts mit dem ersten Torschuss. In der Schlussminute der ersten Halbzeit machte es Hamsik, Star vom SSC Neapel, mit dem zweiten Torschuss der Slowaken dann selbst.

Die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft sieht der zweiten Gruppenpartie gegen Rumänien um 18 Uhr in Paris mit großem Respekt entgegen. »Wir wissen, dass wir 110 Prozent geben müssen. Was wir gegen Albanien gezeigt haben, wird gegen Rumänien nicht reichen«, sagte Nationaltrainer Vladimir Petkovic am Dienstag im Pariser Prinzenpark. Vom Auftritt der Rumänen bei der 1:2-Niederlage im Eröffnungsspiel gegen Frankreich seien »alle beeindruckt« gewesen, berichtete der Hamburger Bundesliga-Profi Johan Djourou bei der Pressekonferenz. Und: Noch nie hat ein Schweizer Team bei einer Europameisterschaft zwei Spiele nacheinander gewonnen.

Gastgeber Frankreich ist zwar erfolgreich, dafür aber wenig glanzvoll in die Fußball-EM gestartet. Gegen Albanien will die Equipe Tricolore auch zaubern - dafür könnten die Stars auf die Bank verbannt werden. Genau deshalb zittern plötzlich die großen Namen um ihren Platz im Team. In französischen Medien wird spekuliert, dass Nationaltrainer Didier Deschamps über eine Umstellung der Taktik von 4-3-3 auf 4-2-3-1 nachdenkt und dafür die Stars Paul Pogba und Antoine Griezmann zunächst draußen lassen könnte.

EM-Splitter

- Der frühere FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat in einem Interview Manipulationen bei Auslosungen für Wettbewerbe der Europäischen Fußball-Union (UEFA) angedeutet. Natürlich könne man die Loskugeln durch Erhitzen oder Abkühlen markieren, sagte der Schweizer der argentinischen Zeitung »La Nación«. Er habe Auslosungen auf europäischer Ebene beobachtet, bei denen das passiert sei - aber niemals bei der FIFA. Blatter selbst habe die Kugeln allerdings nie angerührt.

- Mit einer massiven Erhöhung der Zahl von Polizisten und Sicherheitskräften wollen die Behörden im Norden Frankreichs erneute Krawalle bei den EM-Spielen Russlands und Englands verhindern. Zudem werden die Bars in Lille von Mittwochabend um Mitternacht bis Freitagmorgen geschlossen bleiben. Das kündigte der Präfekt des Départements Nord, Michel Lalande, am Dienstag in Lille an.

Wer oder was fehlt?

Fünf Tage lange durften alle und jeder, wirklich jeder, einmal den Witz über Österreich-Ungarn machen und gegen wen sie denn nun spielen würden. Mit jedem Lesen oder Hören wurde er tatsächlich besser, kam die Pointe überraschender. Das trifft wahrlich nicht auf viele Witze zu – eigentlich auf fast keinen, aber jetzt ist es ja auch vorbei damit. So wie bereits seit 98 Jahren mit der k.u.k-Monarchie, aber das menschliche Gedächtnis hält ja bekanntlich erstaunlich lange an Gewohn- und Gewissheiten fest – und sei es nur, um denselben Witz immer und immer wieder erzählen zu können. Aber Obacht: Das ist gar nicht das Problem – viel schlimmer steht man fast immer da, wenn man immer wieder über denselben Witz lacht. Überhaupt nichts zu lachen haben gerade die Spieler Österreichs nach der 0:2-Niederlage gegen Ungarn – aber die haben immerhin 1953 England als erstes Team überhaupt in Wembley geschlagen. Das ist jetzt zugegebenermaßen auch schon etwas her, aber immerhin ist Ungarn ein Name auf der mentalen Fußball-Europakarte und Arnautovic, Almer, Alaba und Co. haben auch noch zwei Spiele, um den missglückten Auftakt zu korrigieren. Diese Chance haben die Spieler, die im September 1990 zur EM-Qualifikation nach Landskrona in Schweden reisten, nicht mehr. Dort verloren die Spieler um Toni Polster mit 0:1 gegen die Färöer. Die ihr erstes Pflichtspiel überhaupt spielten. Mit einem Torschützen, der eigentlich Holzhändler und Schachspieler ist. Nachdem Polster vor dem Spiel noch einen 10:0-Sieg voraussagte, trat Österreichs Coach Hickersberger nach dem Spiel direkt zurück. Er findet das wahrscheinlich bis heute nicht lustig. Auf den Färoern können sie diesen Witz der Fußballgeschichte gar nicht oft genug hören – er wird wirklich mit jedem Mal besser. stf/mit Agenturen

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