Kein EM-Tag ohne Disziplinarverfahren
Unser Newsblog zum Turnier +++ Tag 10 der Fußball-EM 2016 in Frankreich +++ Die Spiele heute: Schweiz - Frankreich, Rumänien - Albanien / UEFA: Disziplinarverfahren gegen Ungarn, Belgien und Portugal
Abschied von einem ganz Großen
»Bis heute kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, warum sich so viele nur ungern an die Europameisterschaft 2000 erinnern. Schon klar: Der DFB spielte damals den schlimmsten Fußball seiner an schlimmem Fußball so reichen Geschichte. Aber mein Opa hatte mir damals zum 15. Geburtstag meinen ersten eigenen Farbfernsehapparat geschenkt: 15 Zoll, 38 Zentimeter Glotzdiagonale und eine astreine Bildröhre.« nd-Redakteur Christian Baron über viele schöne Stunden Fußballerlebnis auf einem kleinen Flimmerkasten.
Wer spielt heute gegen wen?
Wer am Sonntag nicht nur frei hat, sondern auch noch schönes Wetter vor der Haustür hat, sollte den Tag dringend nutzen: Fußballerisch geht es die EM in Frankreich heute eher ruhig an. Der gesamte Nachmittag ist ausnahmsweise fußballfrei. Die für Sonntag angesetzten zwei Partien beginnen zeitgleich erst um 21 Uhr: Im Spiel Frankreich – Schweiz steht zumindest für den Gastgeber der Einzug ins Achtelfinale dank zwei Siegen bereits fest. Anstrengen müssen sich dagegen die Eidgenossen: Ihnen würde allerdings ein Unentschieden gegen die »Équipe tricolore« reichen, um ebenfalls weiterzukommen.
Ebenfalls in Gruppe treffen Rumänien – Albanien aufeinander. Beide Teams haben noch die Möglichkeit, ins Achtelfinale einzuziehen. Allerdings ist das nur mit einem Sieg möglich. Die Ausgangslage ist allerdings alles andere als optimal: Verliert die Schweiz ihr Spiel gegen Frankreich, ist Rumänien mit einem Sieg sicher weiter. Albanien (bisher null Punkte) kannn mit einem Sieg immerhin noch den dritten Platz erreichen und damit hoffen, über die Regel der besten vier Gruppendritten ein Ticket für das Achtelfinale zu ergattern.
EM-Splitter
- Wenn sich Frankreichs Nationalspieler Antoine Griezmann aufregt, dann neigt er zum Spanischen. Und wenn der 25-Jährige in Madrid ist, was wegen seiner beruflichen Anstellung als Star von Atlético die meiste Zeit des Jahres ist, tendiert er auch sonst zu spanischen Gewohnheiten. »In Spanien esse ich abends nicht vor 21.00 oder 21.30 Uhr. In Frankreich ist es um 19.00 Uhr beendet«, verriet er der Zeitung »Le Parisien«.
- Zbigniew Boniek war früher selbst ein Spitzenfußballer. Und auch heute kann der 60 Jahre alte Verbandschef nicht vom Ball lassen. Auf dem Trainingsgelände der Polen in La Baule wird der langjährige Profi von Juventus Turin und des AS Rom gerne mal im lockeren Spielchen mit Journalisten gesehen. Hinter dem Medienzentrum wird dann ein bisschen auf ein Tor gekickt. Boniek kann's immer noch.
UEFA: Disziplinarverfahren gegen Ungarn, Belgien und Portugal
Kein Tag ohne Disziplinarverfahren: Die Statuten-Wächter der Europäischen Fußball-Union (UEFA) haben am Sonntag ein Ermittlungsverfahren gegen die EM-Teilnehmer Ungarn, Belgien und Portugal eingeleitet. Der ungarische Fall, in dem es um das Zünden von Feuerwerkskörpern, Werfen von Objekten sowie Zuschauer-Ausschreitungen im Spiel gegen Island (1:1) geht, wird am Dienstag (21. Juni) verhandelt.
Den Belgiern wird nach dem 3:0 gegen Irland ebenfalls das »Zündeln« und Objektwerfen vorgeworfen. Die Portugiesen müssen sich dafür verantworten, dass im Rahmen des 0:0 gegen Österreich ein Fan auf den Platz geflitzt war, um mit Superstar Cristiano Ronaldo ein Selfie zu machen. Wann diese beiden Fälle verhandelt werden ist noch offen.
Wer oder was fehlt?
Ab diesem Sonntag fällt ein weiterer TV-Sender für das EM-freie Fernseherlebnis weg. Nach dem Ersten und dem ZDF steigt nun auch Sat.1 mit der Live-Übertragung von Spielen ein. So bleiben die Fußballfeinde auch vom dritten Gruppenspiel nicht verschont, das parallel ausgetragen wird. Der erste »Kracher« dieser Art ist die Begegnung Rumänien gegen Albanien. Werden sich das dieselben Menschen anschauen, die sonst die immergleiche nebulöse Krimiserie zur Primetime verfolgen? Das derzeitige Programm des Senders mit dem Ball macht es schwer, sich an die guten alten »Ran«-Zeiten zu erinnern. Ja, die Bundesliga war einmal im frei empfangbaren Privatfernsehen zu bestaunen. Irgendwann im letzten Jahrhundert. Da wird es denn auch schwer, die damaligen Moderatoren wiederzubeleben. Mit Jörg Wontorra ist also nicht auf dem Flachbildschirm zu rechnen, wenn die insgesamt sechs Partien gezeigt werden. Welche das sind, entscheiden übrigens ARD und ZDF, die das Erstzugriffsrecht haben. Nur RTL bleibt der Rasenbeschau bislang standhaft fern. Was wären wir auch ohne »Stern TV« oder »Die schlimmsten zehn Dinge von irgendwas«? Gut, dass die Kölner einen ihrer Besten zur Konkurrenz geschickt haben: Ausgerechnet der arrivierte Fußball-Kommentator Marcel Reif wird bei Sat.1 als Experte auftreten. nd/Agenturen
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