Teurer Irrtum
Silvia Ottow über die Verlogenheit der Pharmaindustrie
Wer an einer Krankheit leidet und mit einem bestimmten Medikament Heilung erfährt, wird sich freuen. Und den Wissenschaftlern und den Herstellern dankbar sein. Das gilt umso mehr, wenn die Beschwerden schlimm waren. Doch dieser schöne Zweck der Produktion von Arzneien kann nun wirklich nicht alle Mittel rechtfertigen, die in dieser Branche angewendet werden, um die tatsächlichen Verhältnisse zu verschleiern.
Es ist einigermaßen verständlich, wenn Krankenkassen darauf aufmerksam machen, dass biologisch hergestellte Nachahmermedikamente in zahlreichen Fällen ebenso wirkungsvoll sind wie so manches unverschämt teure Original. Was ist daran falsch, auf diese Weise fünf Milliarden Euro einzusparen? Es sei daran erinnert, dass ein ganz kleiner Teil der Krankenversicherten einen ganz großen Teil der Arzneimittelkosten der Kassen für sich verbraucht, solidarisch bezahlt von allen. Bliebe ein bisschen mehr in der Schatulle, könnten damit andere Therapien finanziert werden.
Die Frage an Patienten, ob sie zuerst das beste oder das billigste Medikament wünschen, ist unübertroffen verlogen. Auch Hersteller wissen selbstverständlich, dass beides zusammentreffen kann. Viel interessanter wäre es zu erfahren, warum sich Ärzte vor den Karren der Industrie spannen lassen und dem teuren Irrtum erliegen, dass das Original am besten hilft.
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