Island oder Irland ... Hauptsache Achtelfinale!
Unser Newsblog zum Turnier +++ Tag 13 der Fußball-EM 2016 in Frankreich +++ Die Spiele am Mittwoch: Ungarn - Portugal 3:3, Island - Österreich 2:1, Italien - Irland 0:1, Schweden - Belgien 0:1
Update 23.00 Uhr: Island oder Irland ... Hauptsache Achtelfinale!
Es war der spannendste Tag dieser EM bisher: Robbie Brady hat Irland erstmals in die K.o.-Runde einer Fußball-EM geschossen und Italien vor dem Achtelfinal-Klassiker gegen Spanien die Laune verdorben. Die Boys in Green siegten am Mittwoch vor 44 268 Zuschauern in Lille dank einer mutigen Leistung 1:0 (0:0) gegen Italiens B-Elf und zogen damit in die nächste Runde ein. Brady traf in der 85. Minute zum zweiten irischen Pflichtspielsieg gegen die Azzurri nach 22 Jahren.
Update 19.55 Uhr: Island im Achtelfinale gegen England - Österreich muss nach Hause
Island steht kopf - und die blamierten Österreicher müssen kleinlaut »servus« sagen. Mit einem dramatischen 2:1 (1:0) haben die unbeugsamen Nordmänner die hochgelobten »Burschn« um David Alaba auf die Heimreise geschickt und sich ein historisches Achtelfinale gegen England erkämpft. Jón Bödvarsson vom 1. FC Kaiserslautern (19.) und Arnor Ingvi Traustason (90.+4) trafen für Island, Österreich rettete auch das Tor von Alessandro Schöpf nicht (60.).
Ungarn mit seinem deutschen Trainer Bernd Storck steht als Sieger der Gruppe F im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft. Das ungarische 3:3 (1:1) gegen Portugal am Donnerstag in Lyon reichte beiden Teams zum Weiterkommen. Portugal, für das Cristiano Ronaldo zweimal ausglich, spielt nun am am Samstag in Lens als einer der besten Gruppendritten gegen Kroatien. Ungarn trifft am Sonntag in Toulouse auf den Zweiten der Gruppe F.
Update 19.30 Uhr: Fanmeile in Berlin sorgt bei Händlern für Frust
Nach den Vorrunden-Spielen der deutschen Mannschaft bei der Fußball-EM macht sich bei einem Teil der Budenbetreiber auf der Berliner Fanmeile Frust breit. Nur im ganz vorderen Teil der einen Kilometer langen Feierstrecke am Brandenburger Tor läuft das Geschäft mit Würstchen, Pommes, Bier und Cola ganz gut. Im mittleren und hinteren Teil werde wegen der fehlenden Besucher fast nichts verkauft, klagen viele Händler.
Ein Verkäufer, der seinen Namen nicht nennen will, hat nach eigenen Angaben für einen Getränke- und einen Grillstand 30 000 Euro an Pacht und anderen Ausgaben investiert. Bislang mache er nur Verluste, berichtete er. Er hofft, dass er das Geld bis zum Ende der EM wieder hereinholt - wenn Deutschland weit kommt.
Einer seiner Mitarbeiter am Getränkestand bemerkte am Dienstagabend: »Wir müssten 1500 Euro Umsatz am Tag machen, um unseren Einsatz wieder hereinzuholen. Heute haben wir bislang 70 Euro an Getränken umgesetzt.« Jeden Tag kämen die Fanmeilen-Veranstalter, um die Händler zu beruhigen. »Aber besser wurde es nicht.«
Update 17.30 Uhr: Bei Polizeikontrollen während Fußball-EM 33 »Gewaltbereite« aufgehalten
Seit Beginn der Fußball-EM hat die Bundespolizei bei ihrem verstärkten Einsatz in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu Frankreich, Luxemburg und Belgien bereits 33 gewaltbereiten Fans die Ausreise untersagt. Fast 7000 Menschen wurden bislang im Straßenverkehr oder in Zügen in der Region kontrolliert, wie die Bundespolizeidirektion am Mittwoch in Koblenz mitteilte. In über 800 Fällen wurden Gepäckstücke oder Personen nach verdächtigen Gegenständen durchsucht. In 19 Fällen wurden Gegenstände sichergestellt. Nähere Angaben machte die Behörde nicht.
Der Modus treibt seltsame Blüten
Der Modus bei der EM treibt schöne Blüten: Der lokale UEFA-Medienchef wünschte Jan Kozak am Ende der nächtlichen Pressekonferenz am Montag schon mal alles Gute für die nächsten EM-Spiele - der slowakische Trainer schaute erst irritiert, dann lächelte er erfreut. Die Profis köpften derweil schon in der Kabine die ersten Bierflaschen. Rechnerisch war die Qualifikation fürs Achtelfinale nach dem torlosen Remis gegen England am Montag (!) zwar noch gar nicht perfekt, doch ernsthafte Zweifel am Weiterkommen hegte schon zu diesem Zeitpunkt keiner mehr. Am Dienstagabend dann war das Weiterkommen des Dritten der Gruppe B durch die Niederlage Nordirlands in der Gruppe C ohne eigenes Zutun besiegelt. Und es sieht ganz danach aus, dass die Slowaken nun auf Deutschland treffen.
Nach den Ergebnissen vom Dienstag stehen immer noch nicht alle Achtelfinalteilnehmer fest – aber schon ein Klassiker zu Beginn der K.o-Runde: Spanien spielt am Montag gegen Italien.
Thomas Müller gewinnt vor Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer. Endergebnis: 4187 zu 3182 zu 2193. Was sich nach Einsatzzeiten auf dem Platz anhört, ist die Zahl der TV-Werbespots - vor der EM. Alexander Isele geht die Werbung so was von auf’n Sack …
Ähnliches Nervpotenzial entält die Frage »Wie hälst du es mit der Hymne?« Oder jene nach der Länge des Wachbleibendürfens der Kinder. Unsere »Kopfball«-Kolumnistin über Eltern, Hymnen und Fußballgucken in Biergärten – und deutsche Mamafreundinnen.
Unser Reporter Alexander Ludewig hat sich einmal das Nachtleben in Paris angeschaut. Dabei spielen Blumen eine herausragende Rolle, genauer Pfingstrosen. Was man mit einem ganzen Strauß dieser duftenden, aber sündhaft teuren Kostspieliggkeit erlebt?
Wer spielt heute gegen wen?
In der Gruppe E schaffen Ungarn und Island die Sensation – Portugal nur knapp als Dritter weiter
In einem von der Verteidigung dominierten Spiel gelingt es den Isländern, Österreichs zahllose Angriffe abzuwehren. In der Nachspielzeit schießt Traustason die Insel ins dann nach einem Traumkonter ins Glück.
In Gruppe E kämpft am Mittwoch um 21Uhr Schweden im Duell mit den hochbegabten Belgiern um den EM-Verbleib. Der Achtelfinaleinzug hängt an Star Zlatan Ibrahimovic, der nach dem Turnier das Nationalteam verlassen wird. Die »Roten Teufel« können dagegen schon mit einem Remis aus eigener Kraft die K.o.-Runde erreichen. Die parallele Partie gegen Irland ist für den Gruppensieger Italien quasi bedeutungslos - die Iren brauchen zum Weiterkommen einen Sieg.
EM-Splitter:
– Skurriles Überbleibsel einer EM-Nacht: In Stuttgart haben Fußball-Fans am Dienstagabend nach einem Autokorso in der Innenstadt bei einem Stopp ihre Fahrzeuge mitten auf der Fahrbahn stehen gelassen und das Weite gesucht. »Auch nachdem sich die Korso-Strecke wieder geleert hatte, kamen sie nicht zu ihrem Wagen zurück«, berichtete die Polizei am Mittwoch. Acht Autos von mutmaßlich türkischen Korso-Teilnehmern wurden abgeschleppt.
Und der Rasen?
Der viel kritisierte kaputte Rasen im EM-Stadion von Lille wird ausgetauscht. Das gab die Europäische Fußball-Union am Dienstag bekannt. Direkt nach der Partie zwischen Italien und Irland am Mittwoch werde die Spielfläche im Stade Pierre Mauroy abgetragen. Bis zum Freitag solle dann der neue Rasen verlegt sein, hieß es in der UEFA-Mitteilung. Schuld an den Schäden seien die widrigen Wetterbedingungen wie Regen, Feuchtigkeit und fehlendes Sonnenlicht. Zuletzt hatten die Teams von Gastgeber Frankreich und der Schweiz den Rasen in Lille heftig kritisiert. Nach dem 0:0 sprach der Schweizer Trainer Vladimir Petković von einer »Schande«. Frankreichs Trainer Didier Deschamps nannte die »Verhältnisse nicht gut«. Italiens Coach Antonio Conte sagte nach einer Platzbegehung vor der Partie gegen Irland in Lille am Mittwoch: »Der Platz ist sicherlich nicht für eine EM geeignet. Er ist nicht auf der Höhe der Veranstaltung.«
Der französische Fußball-Verbandspräsident Noël Le Graët hat wegen der schlechten Platzverhältnisse bei der Fußball-EM unterdessen die heimischen Vereine und die Liga in die Pflicht genommen. »Ich war nicht wütend, aber unsere Clubs müssen dem Rasen Priorität einräumen«, sagte er am Mittwoch im EM-Quartier der Franzosen in Clairefontaine.
»Für eine Meisterschaft braucht man einen Rasen von bester Qualität. Das ist nicht so teuer«, meinte Le Graët. Vor allem die Plätze in Nizza, Lille und Marseille hatten heftige Kritik ausgelöst. Die Liga müsse ein positives Gesicht zeigen, meinte der Verbandspräsident. »Wenn die Städte nicht zahlen, müssen es die Vereine.«
Wer oder was fehlt?
Der Spielmodus bei dieser EM hat, wie im Falle der Slowakei beschrieben, schon einige kuriose Situationen hervorgebracht: Während Team A (Slowakei) am Fernseher zittern muss oder jubeln kann, kennen Team B und C schon ihren genauen Achtelfinaltermin (Spanien – Italien, am nächsten Montag). Manche Teams sind schon komplett raus (Russland, Ukraine) und andere hängen gefühlt in der Luft. So ist erst am heute am späten Abend klar, gegen wen die deutsche Mannschaft ihr erstes K.o-Rundenspiel bestreiten muss. Da fehlt eindeutig der Durchblick – aber nicht nur bei den Teams, den Fans und den Journalisten. Denn so richtig blickig waren auch die Spielplangestalter nicht: Gewollt war sicher nicht, dass sich Spanien und Italien bereits im Achtelfinale begegnen können – und dass aus folgender illustren Runde nur ein Team das Endspiel erreichen kann: Frankreich, Deutschland, Spanien, England und Italien. Freunde von Geheimfavoriten wie Belgien oder Kroatien wird das vielleicht freuen – den Fußballgeldadel von der UEFA sicher nicht, wenn sich die großen Fernsehmärkte schon bis zum Halbfinale gegenseitig rausschießen. Vielleicht hätte Michel Platini vor jedem Spiel den neuen Modus und seine Konsequenzen im Stadion in den jewiligen Sprachen der gerade spielenden Teams verlesen lassen sollen. Vielleicht wäre dann der spanischen Mannschaft etwas klarer geworden, was eine Niederlage gegen Kroatien wirklich bedeutet. Und das ganze Tanz- und Hymnenritual vor dem Anpfiff hätte man sich auch sparen können. Aber so weit blicken eben nicht viele. stf/mit Agenturen
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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