Belgien träumt vom Finale

Nach 4:0 gegen Ungarn verstummen die Kritiker

  • Lesedauer: 2 Min.

Toulouse. Marc Wilmots zögerte keine Sekunde. »Das wäre natürlich genial«, sagte der Belgier beinahe euphorisch und lächelte verschmitzt. Die Frage nach einem möglichen Finale gegen Deutschland gefiel ihm offensichtlich: »Das könnte ein sehr schönes Spiel werden.«

Nach der Galavorstellung seiner »Roten Teufel« gegen Ungarn (4:0) sah Wilmots keinen Grund mehr für Zurückhaltung und präsentierte sich so angriffslustig wie nie zuvor dieser Tage in Frankreich. Paris heißt das Ziel, nichts anderes. Das Viertelfinalduell gegen Wales am Freitag in Lille soll auf dem Weg dahin nur eine Etappe sein. »Natürlich wollen wir ins Finale«, sagte auch Spielmacher Kevin De Bruyne.

Selbst die bisher so kritische belgische Presse feierte den bis dato höchsten Sieg bei dieser EM. »Le Soir« schrieb von einem »perfekten Abend« und pries vor allem den »außerirdischen« Eden Hazard. Der Kapitän, launische Diva vom FC Chelsea, zeigte sein bislang bestes EM-Spiel und sorgte mit Tempodribblings abwechselnd mit De Bruyne immer wieder für Gefahr. »Ein Kapitän kann nicht immer nur mit dem Mund sprechen, er muss auch mit seinen Füßen sprechen«, sagte Wilmots über Hazard, »und das hat er gegen Ungarn getan«.

Die Vorstellung vom Sonntagabend dürfte auch den anderen Favoriten ein bisschen das Fürchten lehren. Die Belgier überrumpelten die Ungarn mit Vollgas-Fußball von der ersten Minute an und spielten deren Abwehr schwindelig, vergaßen dabei aber »dummerweise« (De Bruyne) lange Zeit das Toreschießen.

Auch Wilmots wusste, dass selbst die vier Treffer von Toby Alderweireld (10.), Michy Batshuayi (78.), Hazard (79.) und Yannick Carrasco (90.) die Überlegenheit der Belgier nur ungenügend wiedergaben. So sprach der 47-Jährige mahnend in Richtung seiner Stars: »In großen Spielen bekommt man nicht viele Chancen, da wird man bestraft.«

So lief es auch beim letzten Duell mit den Walisern. Belgien diktierte in der EM-Qualifikation die Partie, erspielte sich Chance um Chance, doch Gareth Bale traf für Wales zum entscheidenden 1:0. »Sie spielen taktisch sehr gut, und haben einen Superstar«, sagte De Bruyne: »Das wird sehr schwer.«

Zum Vorteil soll der keine 20 Kilometer von Belgiens Grenze entfernte Spielort Lille werden. »Wenn es 150 000 Plätze gäbe, wir würden sie füllen«, sagte der Trainer. Die Fans träumen offenbar von einem ähnlichen Turnierverlauf wie 1980, als Belgien letztmals im EM-Viertelfinale stand. Damals schaffte es das Team sogar ins Finale. Gegner war Deutschland. Belgien verlor 1:2. SID/nd

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