Petraeus und das Platanenholz
Waffen für syrische Aufständische landeten auf dem jordanischen Schwarzmarkt - die CIA-Operation »Timber Sycamore« flog auf
Die Ursprungsnachricht in der »New York Times« klingt gewöhnlich: Waffenlieferungen der CIA und des saudi-arabischen Geheimdienstes für sogenannte syrische Rebellen sind in Jordanien auf den Schwarzmarkt gelangt. Doch weil sich dabei offenbar jordanische Geheimdienstler selbst in die Tasche wirtschafteten, erfuhr man mehr über die Operation »Timber Sycamore« (Platanenholz).
Jahrelang kooperieren die US-Auslandsspione mit den Nachrichtendiensten der Golfstaaten, um regierungsfeindliche Gruppen mit Waffen und Munition zu versorgen. Wichtigster Partner bei dem Liefer- und Ausbildungsprogramm ist (vermutlich noch immer) Saudi-Arabien. Das dortige Königshaus übernahm einen Großteil der finanziellen Aufwendungen. Die Rede ist von mehreren Milliarden US-Dollar. Beteiligt sind Katar, Jordanien und die Türkei.
In Osteuropa hat man Tausende Kalaschnikows und Panzerbüchsen samt umfangreichen Munitionspaketen aufgekauft. Entsprechende Gerüchte hatte es immer wieder in Kroatien und Bulgarien gegeben. Sie können den dort Verantwortlichen unmöglich verborgen geblieben sein. Zudem schleuste man chinesische HongYing-6-Flugabwehrraketen über die türkisch-syrische Grenze. Es existieren Videos, die solche Raketen in den Händen von Kämpfern der sogenannten Freien Syrischen Armee zeigen. Die behauptet, damit auch schon russische Hubschrauber abgeschossen zu haben. Als Ende 2012 die Waffenlieferungen liefen, rief der damalige CIA-Chef General David Petraeus die Verbündeten in Jordanien zusammen, um mehr Ordnung in die Operation zu bringen.
Am 8. November 2012, wenige Tage nach den Präsidentschaftswahlen in den USA, reichte Petraeus jedoch überraschend ein Rücktrittsgesuch ein. Das verwunderte, schließlich war der CIA-Boss gerade als Kandidat für ein Ministeramt gehandelt worden. Offizieller Rücktrittsgrund war eine außereheliche Affäre des CIA-Chefs mit seiner Biografin Paula Broadwell. Präsident Barack Obama entließ Petraeus umgehend. Nun kennt man vermutlich den wirklichen Grund: Die CIA-Operation lief vermutlich hinter dem Rücken des US-Präsidenten.
Doch einige Monate später, im Frühjahr 2013, kam Obama nicht mehr aus der Nummer raus und ermächtigte die CIA, die Aufständischen auf einem Stützpunkt in Jordanien und auf einem weiteren in Katar auszubilden. Sie erhielten fortan auch moderne US-Panzerabwehr-Raketen vom Typ TOW. Die so Ausgerüsteten erweisen der CIA dafür kleine Gefälligkeiten. So liefern sie gerade einen jüngst bei Aleppo erbeuteten modernen T-90B-Panzer, den Russland gerade den Assad-Truppen übergeben hatte, frei Haus.
Angeblich hatte sich Jordanien mehrfach bei der CIA beschwert, dass vereinbarte »Transitgebühren« ausblieben. Irgendwann haben dann wohl jordanische Geheimdienstler die wohl in »Naturalien« auf dem Schwarzmarkt eingetrieben. Neben der CIA-Operation »Timber Sycamore« lief zumindest ein weiteres Rebellen-Aufrüstungsprogramm der USA. Dabei ging es allerdings um die Bekämpfung des Islamischen Staates.
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