Flüchtlinge besetzen Dom in Regensburg
40 Menschen aus sogenannten »sicheren Herkunftsländern« protestieren gegen ihre geplante Abschiebung
Regensburg. Rund 40 Flüchtlinge aus Balkan-Ländern haben am Dienstag den Regensburger Dom besetzt. Mit der Aktion wollen sie ihre drohende Abschiebung verhindern und ein Bleiberecht fordern, wie ein Sprecher der Unterstützer vor Ort dem Evangelischen Pressedienst sagte. Bei den Frauen, Männern und Kindern handle es sich um Roma und Menschen aus sogenannten sichereren Herkunftsländern, »die so lange im Dom bleiben wollen, bis ihre Forderungen erfüllt sind«.
Einige von ihnen hätten zuletzt die Sonderlager für Balkan-Flüchtlinge in Bamberg und Manching verlassen, sagte der Sprecher. Unterstützt wird die Gruppe von der Vereinigung »Romano Jekipe Ano« aus Hamburg. Laut Medienberichten hat ein Vertreter des Bistums die Demonstranten aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Die Demonstranten sollen diese Aufforderung abgelehnt haben.
In einer Stellungnahme schreiben Kirchenvertreter: »Das Bistum Regensburg bemüht sich um humanitäre Hilfe und Versorgung für diese Menschen. Dazu gehören Schlafmöglichkeiten, Verpflegung, sanitäre Anlagen, und vor allem die Sorge für die zahlreichen Kinder. Die dahinter stehende politische Frage ist von den politisch Verantwortlichen auf den entsprechenden Ebenen zu klären. Alle sind eingeladen, für das Wohl dieser Menschen zu beten.«
Nach den Worten eines Polizeisprechers ist derzeit kein Eingriff der Polizei geplant. Kirchenvertreter hätten ein Einschreiten nicht gewünscht.
Wie lange die Besetzung dauern soll, ist nach den Worten des Sprechers der Gruppe nicht klar. Die Betroffenen hätten ihren Abschiebebescheid bereits erhalten. Sie lebten zuletzt in verschiedenen bayerischen Städten, darunter Regensburg und Ingolstadt, wo sie in Sammelunterkünften für abgelehnte Flüchtlinge wohnten. Anscheinend soll die Besetzung länger anhalten, so wurde über das soziale Netzwerk Twitter verlautbart, dass Isomatten fehlen würden. Momentan unterstützen etwa 30 Personen die Demonstrierenden mit Lebensmitteln.
Die Flüchtlinge befürchten in ihren Heimatländern Ausgrenzung, Rassismus und Verfolgung. »Wir können nicht mehr in unseren Verstecken bleiben. Wir können nur unterwegs sein oder etwas besetzen«, teilten sie in einer ersten Stellungnahme zur Dombesetzung in Regensburg mit. Bosnien, Serbien, Mazedonien, Albanien und Montenegro dürften nicht länger als »sichere Herkunftsländer« gelten. Agenturen/nd
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